Energy Drinks stimulieren das Gehirn

Nach einer Studie steigern Energy Drinks bzw. Kohlehydrate tatsächlich die Leistung, aber man muss sie dazu gar nicht trinken.

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Energy Drinks sollen angeblich körperlich fit machen und sportliche Leistungen steigern. Müdigkeit und Erschöpfung sollen durch sie bekämpft werden. Das Versprechen ist Geld wert, denn der Markt boomt und beschert den Anbietern dieser Getränke riesige Gewinne.

Enthalten sind in diesen Drinks alle möglichen Substanzen, die die Leistung steigern sollen. Von Mineralien, Kohlehydraten und/oder Zucker bis hin zu Koffein oder Taurin. Zwar scheint einigermaßen belegt zu sein, dass viele dieser Drinks tatsächlich die Leistung verbessern, unklar ist nur, wie sie dies machen. Offenbar fördern sie auch die Leistung, wenn sie nicht getrunken, sondern wieder ausgespukt werden.

Sportwissenschaftler der University of Birmingham und Biomediziner der Manchester Metropolitan University haben in einer Studie, die im Journal of Physiology erschienen ist, nicht nur gezeigt, dass Energy Drinks tatsächlich die körperliche Leistung verbessern, auch wenn die Flüssigkeit nur in den Mund genommen, aber nicht geschluckt wird. Sie haben auch gezeigt, dass derselbe Effekt durch das weitgehende geschmacklose Kohlenhydratgemisch Maltodextrin verursacht wird. Und sie haben eine interessante Hypothese über die Wirkung, die manche Energy-Drinks-Gläubige vermutlich irritieren dürfte.

Für ihren Versuch ließen sie trainierte Sportler, die ihren Mund mit einer Flüssigkeit ausspülten, eine anstrengende Radübung ausführen. Dabei erhielten sie Getränke, die einmal Glukose, einem Maltodextrin und einmal keine Kohlehydrate enthielten. Letzere wurden mit künstlichem Süßstoff versetzt, so dass alle Getränke gleich schmeckten. Die Sportler, die Glukose oder Maltodextrin zu sich nahmen, erzielten eine bessere Leitung als diejenigen, die nur Wasser zu sich genommen hatten, gleichzeitig hatten sie nicht den Eindruck, sich mehr angestrengt zu haben. Das Geheimnis der Wirkung dürfte sein, so die Wissenschaftler, dass Rezeptoren im Mund die Anwesenheit von Kohlehydraten im Mund direkt an das Gehirn weiter leiten, aber die Inhalte der Drinks die Muskeln nicht mit zusätzlicher Energie versorgen.

Bestätigt wurde diese Hypothese durch das bildgebende Verfahren der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI), mit der die Gehirne der Sportler gescannt wurden, nachdem sie eine der drei Flüssigkeiten zu sich genommen hatten. Glukose und Maltodextrin aktivierten Areale wie das Striatum und der Anteriore Cinguläre Cortex, die mit Belohnung zu tun haben, während das nur mit Süßstoff versetzte Wasser keine Auswirkungen hatte. Vermutlich werden durch die von Kohlehydraten ausgelösten Signale an das Gehirn der Eindruck suggeriert, eine größere Leistungskraft zu haben, was dann auch zu einer höheren und länger durchzuhaltenden Leistung führt.

Danach würde also das Gehirn auf der Basis der Informationen, die es vom Körper erhält, entscheidend die körperliche Leistungsgrenze bedingen und nicht die Leistungskraft der Muskeln oder des Herzens. Kohlehydrathaltige Drinks stimulieren das Gehirn danach schon im Mund und führen damit zu einer höheren Leistungskraft. Das würde aber auch heißen, dass man vielleicht nur den Mund mit zuckerhaltigem Wasser ausspülen muss und ansonsten einfach Wasser trinken kann, um "mehr Energie" zu haben. Der Konsum der teuren und teilweise auch gesundheitsgefährdenden Energy Drinks wäre dafür nicht notwendig.