In der Psychoanalyse versteht man unter P. einen Abwehrmechanismus, bei dem eigene, unerträgliche Gefühle und Wünsche einem anderen Menschen (oder Gegenstand) zugeschrieben werden. Beispiel: Eine verheiratete Frau fühlt sich von ihrem Schwager sexuell belästigt, obwohl dieser nichts mit ihr zu tun haben will. Dabei ist es vielmehr so, daß sie sich unbewußt in ihn verliebt hat (s. Unbewußtes), was sie aber nicht zulassen darf, denn sie ist ja verheiratet. Ihr eigener sexueller Wunsch wird auf den Schwager projiziert.
P. findet z.B. auch dann statt, wenn eigene Abweichungen (s. Devianz) als normal erscheinen sollen. Hierbei werden gegensätzliche Wesenszüge des eigenen Selbst auf andere Personen projiziert. Beispiel: Ein sehr geiziger Mann beschimpft seine Frau als verschwendungssüchtig, obwohl sie es objektiv nicht ist (s. Objektivität).
Im Alltag läßt sich P. häufig nicht von der sozialen Wahrnehmung oder Personenwahrnehmung unterscheiden. Beispiel: Eine andere Person wird als sehr lustig oder sehr depressiv wahrgenommen (s. Depression), nur weil der Beobachter selbst in einer entsprechenden gefühlsmässigen Verfassung ist und diese Gefühle auf die andere Person projiziert.