Sollten wir den Datenschutz lässiger sehen? Die Digital-Staatsministerin Dorothee Bär hat sich für ein gelockertes Verhältnis von Bundesbürgern und Daten ausgesprochen. Die Deutschen seien zu zögerlich und zu ängstlich, stellt die CSU-Politikerin fest  und verweist auf den großen Nutzen, den eine konsequente Digitalisierung dem Gesundheitswesen bringen könnte.
Tatsächlich sind die Ängste alles andere als unbegründet. Kein digitales System kann so sicher sein, dass ein Missbrauch ausgeschlossen ist. Es ist wie in einer Bank. Sind die Räuber gewieft genug, kann ein Einbruch gelingen. Kurios ist: Während wir bei Geldhäusern Unsicherheit in Kauf nehmen, verlangen wir bei Daten 100-prozentige Sicherheit. Während wir bei Facebook und anderen sozialen Medien großzügig Daten preisgeben, misstrauen wir dem Staat.
Zwei Überwachungssysteme in der jüngsten Vergangenheit haben den Deutschen dieses Misstrauen eingeimpft – wenn der Zugriff auf intimste Daten möglich ist, muss man auf der Hut sein. Und doch sollten die Bundesbürger mehr Digitales wagen. Gerade im Gesundheitsbereich kann viel erreicht werden: die bessere medizinische Versorgung auf dem Land, die deutliche Reduzierung von unnötigen Röntgenbildern, das Ende von Über- und Fehlmedikamentierung, das Einschränken von Medikamentensucht, die Forschung an Krankheiten.
Dorothee Bär hat Recht, ein wenig mehr Mut im Umgang mit Daten kann nicht schaden. Missbrauch wird es sicher geben, wenn dieser aber ähnlich hart verfolgt und bestraft wird wie ein Banküberfall, werden auch die Deutschen mit dem Risiko eines Missbrauchs von Gesundheitsdaten leben lernen.