Typen von Depressionen
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Übersicht

Einleitung

Melancholie

Psychotische Depression

Winterdepression

 

Einleitung

Wie man an den Symptomen 3-5 der Kriterienliste sehen kann, werden zur Beschreibung der Depression zum Teil gegensätzliche Beschwerden aufgeführt:

  1. Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme,
  2. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf,
  3. Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung.

Dies hat seine Begründung darin, daß es verschiedene Typen von Depressionen gibt. Die meisten  zeichnen sich durch Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit und Verlangsamung aus. Allerdings gibt es auch sogenannte atypische Depressionen, bei denen die Betroffenen an Gewicht zunehmen und vermehrt schlafen. Einige sind auch unruhig. Daneben gibt es noch weitere Arten von Depressionen, bei denen unterschiedliche Kombinationen von Beschwerden wie den genannten vorkommen können. Zum Teil hängen diese Depressionsarten mit den vermuteten Ursachen der Beschwerden zusammen:

  1. Bei der Melancholie nimmt man eine genetische Veranlagung an.
  2. Bei der psychotischen Depression kommen Wahnvorstellungen und Halluzinationen vor.
  3. Bei der Winterdepression handelt es sich um eine Unterart der atypischen Depression, bei der die verminderte Lichteinstrahlung im Herbst/Winter eine auslösende Rolle spielt.
  4. Bei der reaktiven Depression werden die depressiven Episoden von schwierigen Lebenssituationen ausgelöst.
  5. Bei der Depression mit postpartalem Beginn tritt die Depression in den ersten 14 Tagen nach einer Schwangerschaft auf

Man kann noch weitere Formen der Depression unterscheiden, bei der die Auftrittszeit (z.B. prämenstruelles Syndrom) oder hervorstechende Beschwerden (z.B. Zwang bei der anankastischen Depression, hysterische Symptome bei der pseudohysterischen Depression, psychomotorische Unruhe / Agitiertheit bei der agitierten Depression, bizarre Bewegungsformen / Starre bei der katatonen Depression, Gedächtnisprobleme bei der Pseudo-Demenz) namensgebend sind.

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Melancholie

Diese Form der Depression wurde früher als endogene Depression bezeichnet und trägt heute den Namen Melancholie oder somatisches Syndrom. Ihre Symptome sind:

  • Verlust von Freude an allen oder fast allen Aktivitäten;
  • fehlende Aufhellbarkeit auf normalerweise angenehme Außenreize, d.h. der Betroffene fühlt sich auch nicht vorübergehend besser, wenn sie sich etwas Erfreuliches ereignet;
  • besondere Qualität der depressiven Verstimmung, d.h. sie wird als deutlich verschieden von der Trauer über den Verlust einer geliebten Person empfunden;
  • Morgentief, d.h. besonders am Morgen ist die Belastung am stärksten;
  • Früherwachen (mindestens 2 Stunden vor der gewohnten Aufwachzeit);
  • deutliche psychomotorische Hemmung (langsames Sprechen, langsame Bewegungen, verzögerte Reaktionen, was bis zu völliger Bewegungslosigkeit, Stupor, oder Unfähigkeit zu sprechen, Mutismus, gehen kann) oder aber auf der anderen Seite starke Erregung;
  • deutliche Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust;
  • übermäßige oder unangenehme Schuldgefühle.

Die Wahrscheinlichkeit, daß die Depression eine neurobiologische und genetische Ursache hat, ist bei der Melancholie ziemlich hoch. Das bedeutet in der Konsequenz für den Betroffenen, daß eine medikamentöse Therapie mit einem Antidepressivum angezeigt ist und auch relativ sicher damit erfolgreich behandelt werden kann. Zusätzlich sollte jedoch auch eine Psychotherapie durchgeführt werden, weil sich in der Depression häufig bestimmte Verhaltensweisen entwickeln, die nach der Depression bestehen bleiben, wenn diese nur medikamentös behandelt wurde. Ausgesprochen erfolgreich bei vielen depressiven Patienten haben sich die Kognitive Therapie nach Beck oder die Interpersonale Therapie nach Klerman und Weissman erwiesen. Bei beiden Therapieformen kann der Patient selbst und erfolgreich etwas gegen seine Depression tun.

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Psychotische Depression

In ca. 20% der schweren Melancholien treten neben depressiven Symptomen auch Wahnideen und systematisierter Wahn auf. Meistens stehen diese Symptome in Zusammenhang mit den depressiven Gedanken, der Depressive hält sich für schuldig oder finanziell verarmt (Schuld- und Verarmungswahn), wobei diese Vorstellungen nicht der Realität entsprechen. Der Wahn wird deshalb als stimmungskongruent bezeichnet. Vereinzelt treten auch Halluzinationen auf, Störungen des Ich-Erlebens wie z.B. Gedankenabreißen sind dagegen selten. Die Bedeutung der diagnostischen Kategorie “psychotische Depression” besteht in der Notwendigkeit, die Wahnvorstellungen gesondert zu behandeln, v.a. mit Neuroleptika.

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Winterdepression

Bei der Winterdepression handelt es sich um eine Sonderform der Depression, die sich von anderen Depressionsarten in vielen Aspekten unterscheidet. Die Winterdepression ist eine "seasonal affective disorder" (SAD), eine saisonalabhängige affektive Störung. Die Betroffenen sind in der lichtarmen Jahreszeit depressiv (frühe Vorzeichen im September / Oktober, am schlimmsten sehr häufig im Januar / Februar) und in der Sommerzeit (frühestens im Mai, häufig im Juli) beschwerdefrei, können dann aber auch Stimmungshochs erleben (bzw. hypomanische Phasen).

Die depressiven Beschwerden sind meistens untypisch für andere Depressionsarten, weshalb die Winterdepression als eine bestimmte Form der sogenannten atypischen Depression gilt. Nichtsdestowenigertrotz handelt es sich um depressive Beschwerden. Bei Winterdepression treten gewöhnlich auf:

  • Lustlosigkeit
  • Deprimiertheit
  • Lethargie
  • vermehrtes Schlafbedürfnis / vermehrter Schlaf
  • Appetitsteigerung undGewichtszunahme.

Die biochemische Ursache der Winterdepression ist sehr wahrscheinlich die übermäßige Produktion der Substanz Melatonin im Gehirn. Melatonin wird bei Dunkelheit von der Epiphyse (Zirbeldrüse), einer kleinen Drüse in direkter Nachbarschaft zur Sehnervenkreuzung, ausgeschüttet und regelt bei bestimmten Tieren u.a. den Winterschlaf. Auch beim Menschen schüttet die Zirbeldrüse während der dunklen Jahreszeiten mehr Melatonin aus. Es gilt also der Zusammenhang, je weniger Licht, desto mehr Melatonin und umgekehrt. Manche Menschen sind anscheinend sehr empfindlich gegenüber der Abnahme der Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten und entwickeln daher eine Winterdepression.

Gegen Winterdepression kann man die Lichttherapie einsetzen. Bei dieser Therapie erhalten die Winterdepressiven über den Winter hinweg täglich mehrere Stunden lang Bestrahlungen mit künstlichem Licht von ziemlich hoher Intensität (Zimmerlampe reicht nicht). Dadurch wird die Melatonin-Produktion gedämpft, die depressiven Symptome gehen zurück und verschwinden. Der Behandlungserfolg ist ziemlich hoch.

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