Wie E-Health die Patientenversorgung verbessern könnte

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Im Gesundheitswesen kann E-Health einen Beitrag zu mehr Qualität und größerer Wirtschaftlichkeit leisten. Doch eine Studie hat nun Schwachstellen in der Patientenversorgung aufgedeckt. Allerdings liefern die Autoren auch Vorschläge, wie hierzulande stabile Grundlagen für E-Health geschaffen werden können.

Informations- und Kommunikationstechnologien können die Qualität und die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stark verbessern. Das ist das Ergebnis der E-Health-Planungsstudie, die die Unternehmensberatung Bearing Point im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchgeführt hat. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass alle an der Gesundheitsversorgung beteiligten Organisationen und Personen frühzeitig und koordiniert zusammenarbeiten. Und zwar mit dem Ziel, Patienten über die heutigen Schnittstellen von ambulanter und stationärer Versorgung hinweg bis zur Rehabilitation und Pflege sektorenübergreifend zu betreuen.

Das Schnittstellen-Management wie bei der Entlassung von Patienten nach Krankenhausaufenthalten hat allerdings laut Studie erhebliche Schwachstellen, da Informationen oft nicht richtig bzw. unvollständig übermittelt werden. Das wirkt sich negativ auf die Patientenversorgung aus. „Die Kommunikationsdefizite korrelieren zudem mit einer rasanten Veränderung der Krankheitsbilder wie einer Zunahme von Multimorbidität, die vor allem durch die Alterung der Gesellschaft entsteht“ sagt Dr. Harald Deutsch. Deshalb müssten telemedizinische Angebote sehr schnell ausgebaut werden, um die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten, so der Leiter des Segments Healthcare bei BearingPoint.

Für die Studie wurden Rahmenbedingungen und Organisationen in Deutschland und internationale Initiativen zu Interoperabilität untersucht und mehr als 50 Organisationen im deutschen Gesundheitswesen einschließlich Fachgesellschaften für Interoperabilität sowie Patientenvertreter befragt.

IT- und Kommunikationssysteme: Vielfach dominieren Insellösungen

In Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken, Rehabilitationskliniken und Pflegeheimen herrscht bei Informations- und Kommunikationssystemen eine Systemvielfalt, deren Potential nicht annähernd ausgeschöpft sei. Für den Ausbau und die Sicherung der Qualität im Gesundheitswesen sehen die Autoren der Studie eine auf Behandlungsprozesse ausgerichtete Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien als unabdingbar. Erfolgsentscheidend sei, die neuen Technologien so in die Behandlungsprozesse zu integrieren, dass sie die Bedürfnisse der Leistungserbringer und Patienten erfüllen. „Um eine sinnvolle Umsetzung sicherzustellen, müssen Ziele und Richtung aus Sicht der Versorgung vorgegeben werden, nicht aus Sicht der IT“, so Stephan Weber, Partner von BearingPoint.

Wie stabile Grundlagen für E-Health geschaffen werden können

Nach der Koalitionsvereinbarung sollen Hindernisse beim Datenaustausch und Schnittstellenprobleme beseitigt und der Wettbewerb zwischen IT-Anbietern gefördert werden. Zudem gilt es bestehende Hürden der Interoperabilität abzubauen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie dies erreicht werden kann.

Helfen könnte es z.B. Versorgungsziele und -prozesse klarer zu formulieren, um eine bessere Orientierung bei eHealth-Fragestellungen zu geben. Zudem empfehlen die Studienautoren, im Rahmen neuer Ablauf- und Entscheidungsprozesse zu definieren, welche Standards sich bei der Entwicklung von eHealth-Anwendungen bewährt haben. Mehr Interoperabilität im Gesundheitswesen soll durch eine Expertenkommission mit festgelegten Entscheidungskompetenzen erreicht werden. Daneben soll die Gesundheitskommunikatio n dadurch verbessert werden, dass die Patienten einen Anspruch auf die Herausgabe von Behandlungsdaten oder Weiterleitung an andere Leistungserbringer erhalten. Das könnte nach Ansicht der Autoren zudem dazu beitragen, die Therapiesicherheit zu erhöhen und Behandlungsfehler zu vermeiden.