Das deutsche Gesundheitssystem ist teuer, ungerecht, ineffizient und intransparent. Keine andere europäische Nation gibt so viel Geld für Gesundheitsleistungen aus wie die Deutschen und wird gleichzeitig so schlecht versorgt. Das spüren die Versicherten, die Beiträge in Rekordhöhe zahlen und dennoch am Quartalsende oft keinen Arzttermin bekommen. Sind die staatlichen Budgets aufgebraucht, schließen viele Mediziner einfach ihre Praxen. Das spüren junge Krankenhausärzte, die für wenig Geld unter kaum zumutbaren Bedingungen Nacht- und Schichtdienste leisten müssen. Ein unverheirateter Assistenzarzt, Mitte 30, bekommt ein Grundgehalt von 5000 Mark brutto. Ein niedergelassener Radiologe verdient leicht das Doppelte, das durchschnittliche Jahreseinkommen vor Steuern liegt bei etwa 280 000 Mark. Die Missstände spüren auch die Kassen, die hilflos Überflüssiges finanzieren. Die Hälfte der jährlich 100 Millionen Röntgenuntersuchungen ist nach Ansicht der Deutschen Röntgengesellschaft unnötig. Dennoch sterben nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung jährlich rund 4000 Frauen an Brustkrebs, weil sie falsch oder unzureichend untersucht werden. Über- und Unterversorgung gehören gleichermaßen zum Alltag des deutschen Gesundheitswesens. Kein Wunder also, dass mit jeder noch so kleinen Beitragssteigerung der Groll von Patienten und Versicherten wächst.