Ärzte sind in ihrem Handeln ausschließlich dem Patienten verpflichtet. Diese Verpflichtung ist nur unzureichend erfüllbar, wenn die Rezeptur von möglichen Vergünstigungen beeinflußt wird.
Auf die Problematik der Vorteilsannahme durch Ärzte ist außerhalb der Bundesrepublik Deutschland in zahlreichen Artikeln aufmerksam gemacht worden. Hierzulande dagegen erscheint die ethische Fragwürdigkeit, größere Geschenke anzunehmen, trotz entsprechender Vorschriften unserer Berufsordnung, entweder nicht erkannt oder ignoriert zu werden.
Durch das 1997 in Kraft getretene Antikorruptionsgesetz wurden die bis dahin geltenden Straftatbestände weiter verschärft. Danach kann auch die Annahme sog. "Drittvorteile" unzulässig sein.
Ärzte in Baden-Württemberg, die ihre AOK-Patienten auf Medikamente umstellen, für welche die Krankenkasse Rabattverträge ausgehandelt hat, erhalten für die Umstellung eine Sondervergütung...
::: Sondervergütung für Ärzte bei Umstellung auf Rabatt-Medikamente ::: Ärzteblatt 27.2.2007
Dienstag, 27. Februar 2007
Profit(AOK)abel Teil 2: Provision für Ärzte
Montag, 26. Februar 2007
Wir grasen einfach nur ab
Na, das ist doch mal 'ne klare Ansage eines fröhlichen Bäckerburschen! Der kam neulich im Stern zu Wort.
Die Gesundheitswirtschaft kommt - Gesundheit wird zur Ware, Patienten zu Fällen, Operationen zu Stückkosten: "Wenn ich ein teures Großgerät kaufe, dann muss da alle zehn Minuten ein Fall durchgeschleust werden. Auch der Arzt muss sich, wie in der Industrie, einem Takt einfügen."
Beeindruckend immerhin: ein eine halbe Million Euro teures Großgerät wurde binnen vier Wochen geliefert. Und der Eingangsbereich wurde umgebaut: aus einem muffigen Kabuff wurde eine großzügige Lobby. Das Krankenhaus zahlt für Fortbildungen.
Der Preis?
Ganz haarsträubend
Wunschdenken entspricht nicht der praktizierten Wirklichkeit. Es ist eine Schande, wenn die Berliner Koalitionäre ohne Not ein Wahlkampfthema ausgraben – zweieinhalb Jahre vor dem Wahltermin. Mit der heißen Nadel gestrickt sind diverse Ideen, das Vorhaben zu finanzieren, beispielsweise durch eine von der SPD beabsichtigte Umverteilung durch Einfrieren: die SPD lässt jegliches Fingerspitzengefühl vermissen. Ganz haarsträubend wird die Argumentation, wenn Geld aus Schulen und Hochschulen abgezogen werden soll. Niemand kann ernsthaft eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wollen, die Menschen de facto bestraft. Wer Steuerzahler herabstufen und abkassieren will, der droht mit der Höchststrafe: das Land hat auf Dauer keine Zukunft.
Modifiziert nach:
::: Kommentar zum Kinderkrippenstreit: Ideen, mit der heißen Nadel gestrickt : WZ 26.2.2007
Samstag, 24. Februar 2007
Propagandamaschinen
Die Medien informieren uns unbestechlich, sachlich und hervorragend recherchierend: Kassenpatienten müssen beim Arzt länger warten. Die "Gesundheitskarte" wird Milliarden einsparen und völlig sicher sein.
Neulich bei Panorama: "Wer hier möglichst viele Frauen vergewaltigt, gewinnt." Dies entspricht genau dem Gegenteil der dargestellten Szene: Kommt es in GTA zum Sex zwischen zwei Spielfiguren, so geht dem eine Verabredung voraus, nach der die weibliche Figur ihren Verehrer "auf einen Kaffee" einladen kann. Von Vergewaltigung kann hier keine Rede sein. Im Kontext von "Panorama" wurde diese umgekehrte Aussage durch den Song "Rape Me" der Band Nirvana unterstrichen, der zu den GTA-Ausschnitten lief. Der Musiktitel wird jedoch mit dem Spiel nicht ausgeliefert.
Jetzt werden Sie Panorama-Berichte wie diesen hier gleich mit anderen Augen sehen. Hoffentlich.
Gefunden bei fefe.
Diagnosen für Arbeitgeber - leicht gemacht
Stellen Sie sich vor, sie können wegen einer Erkrankung ein paar Tage (Wochen, Monate) nicht arbeiten. Dann gibt's den gelben Schein. Ihr Arbeitgeber bekommt den Durchschlag - ohne Diagnose, versteht sich.
Findige Arbeitgeber haben jetzt herausgefunden, wie sie trotzdem eine gewisse Ahnung von Ihrem Leiden kriegen können. Sie sehen sich einfach das sogenannte Statusergänzungsfeld auf dem gelben Schein etwas näher an (hier grünlich markiert).
Profit(AOK)abel
Sammeln Sie mit ProFit Punkte für Ihre Gesundheit und sparen Sie gleichzeitig bares Geld oder genießen Sie exklusive Vorteile! Die AOK Baden-Württemberg belohnt Ihren ganz persönlichen Beitrag.
Gehen Sie in den Sportverein. Zum Inline-Treff. Nutzen Sie ein Fitnessstudio (qualitätsgesichert). Nehmen Sie an einer neuen Versorgungsform teil. Dokumentieren Sie Ihr DMP. Haben Sie etwa Spaß an der schnellen Liebe? Dann sollten Sie auch die möglichen Folgen kennen. Dann doch lieber orientalische Wohlfühlbäder.
Dafür kriegen Sie eine Gutschrift auf Ihre Stromrechnung. Sie können auch bei Ihren Partnern shoppen (bitte kein Frühschoppen). Oder Sie kriegen ein billiges Ticket für die singende Föhnwelle. Mitmachen lohnt sich in jedem Fall. Für Ihre Gesundheizkasse.
Werden Sie jetzt bloß nicht krank. Dann hört der Spaß nämlich auf.
Ach so. Bevor ich es vergesse: Die Ausgaben für Prävention sind zwischen 2000 und 2005 von 43,1 Millionen Euro auf 179,9 Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einer jährlichen Steigerungsrate von 36 Prozent.
Freitag, 23. Februar 2007
Das Ende der KBV
Das Bundesgesundheitsministerium will die Reform der vertragsärztlichen Vergütung offenbar lieber selbst umsetzen, weil die Selbstverwaltung - die doch Teil des Staates ist - damit "an ihre Grenzen stoßen" werde. Ärzte und Kassen hätten da zu unterschiedliche Vorstellungen. Der Staatskommissar entscheidet über den Faktor der GOÄ im Basistarif. Und die neue GOÄ schreibt das BMG gleich mit. Laßt den Knieps zündeln. Es hilft uns.
Sie erinnern sich? "Wir erwarten, dass die Ärzte die Patienten für das Geld behandeln, das die Kassen bereit sind zu zahlen". Da sind die Vorstellungen ganz sicher ganz unterschiedlich.
Dezent wird aber eingeräumt, dass der Gesetzgeber politische Macht zurückgewinnen möchte. Fragt sich nur, was diese Macht hinterher noch wert ist.
SELBSTverwaltung heißt SELBSTverwaltung, weil das Bundesgesundheitsministerium alles SELBST MACHT. Ganz offensichtlich auch die Macht selbst.
::: Ärzteblatt 23.2.2007
Ärzte an den Pranger!
Kassenpatienten müssen länger auf Termine warten als privat Versicherte. Sagt das Wissenschaftliche Institut der AOK. Sauerei! sagt die Patientenbeauftragte. Herr L. fordert sogar einen Pranger für Wartelistenmedizin (wie wäre es direkt auf dem Neumarkt, da, wo früher der Scheiterhaufen stand?).
Immer schön auf andere zeigen. Ihr habt's doch selbst vergeigt. Erst über Jahre die schleichende Rationierung verordnen und dann über die Folgen jammern. So lieben wir euch. Schäbig, sowas. Stellt sich die Frage, ob sich die SPD im kommenden Wahlkampf einen Herrn L. oder eine Frau K.-M. noch leisten kann.
Im Gesetz heisst es nämlich:
Der Verteilungsmaßstab hat Regelungen zur Verhinderung einer übermäßigen Ausdehnung der Tätigkeit des Vertragsarztes vorzusehen. Insbesondere sind arztgruppenspezifische Grenzwerte festzulegen.
Ab an den Ärztepranger!
Mittwoch, 21. Februar 2007
Die AOK-Flatrate
In Deutschland gibt es nach Auffassung der Regierung zu viele Fachärzte. Warum müssen Patienten trotzdem auf Termine warten? Ganz einfach: mit zunehmender Ortsgröße nimmt die Einwohnerzahl zu.
Sie dürfen ruhig bei Ihrer Kasse nachfragen! Sie ist sicher gerne bereit, Ihnen mitzuteilen, welche Summe sie monatlich für die Abgeltung aller fachärztlichen Leistungen ausgibt.
Sollten Sie keine Antwort bekommen, fragen Sie nach der jährlichen Kopfpauschale (Flatrate) für Sie, teilen Sie die Summe durch zwölf. Wenn Sie die monatliche Flatrate dritteln, erhalten Sie die Summe, die allen von Ihnen besuchten Fachärzten insgesamt zur Verfügung steht.
Sollte Ihre Frage nach der Kopfpauschale nicht beantwortet werden, wenden Sie sich bitte an Ihren Bundestagsabgeordneten und fordern Aufklärung!
Ihre Mithilfe ist gefragt.
Leute, verkauft eure Häute: Die Patientenverwertungsagentur
Und noch 'ne Agentur. Da kriege ich heute diese Mail von kompetenznetze.de und lese:
Patientenverwertungsagentur.
Haben wir die nicht schon? Kranke Kassen, GBA, KV? Mal sehen:
Der Life-Science-Markt boomt. Neue Diagnose- und Behandlungsverfahren und die Entwicklung von Medikamenten für bislang unheilbare Krankheiten versprechen Chancen auf hohe Gewinne.
Aha. Daher weht der Wind.
Um die Herstellung hochaktiver biologischer Wirkstoffe geht es bei zwei Patentanmeldungen, bei denen die Forschungsergebnisse in einen Fonds der Deutschen Bank eingebracht werden konnten . Dort wird jetzt in die Weiterentwicklung des Verfahrens investiert, um es gewinnbringend auslizenzieren zu können.
Ich seh' wohl nicht richtig. Und tatsächlich: es heißt Patentverwertungsagentur.
Na, dann ist ja alles gut.