eine Stellungnahme Ihrerseits nicht vorliegen, wird der Prüfungsausschuss nach Aktenlage entscheiden. "Prüfungsausschuss der Ärzte und Krankenkassen Nordrhein" Ende. Nett. Immerhin haben sie sich auf eine Fristverlängerung eingelassen.
Am 22.3.2007 schlug die "Überprüfung der Arzneiverordnungstätigkeit nach Maßgabe des Prüfverfahrens von Amts wegen bei Überschreiten der Arzneimittelrichtgröße gem. §12 i.V. mit Anlage 2 der Prüfvereinbarung (Richtgrößenvereinbarung) in den Quartalen 1/2005 bis 4/2005" bei mir auf. Nice lyrics. Es dauerte dann noch bis zum 26.3.2007, bis es TNT gelang, die dazu gehörige CD zuzustellen.
Worum geht's? 2005 hätte ich Medikamente im Wert von 123.563,41 € verordnen dürfen. Ich habe aber Medikamente im Wert von 324.661,73 € verordnen müssen. Ergibt eine potenzielle Strafzahlung von 201.098,32 €. Das würde mich, meine Eltern, Kinder und Kindeskinder fundamental ruinieren. Besser, die treten das Erbe gar nicht erst an...
No risk, no fun. Später mehr.
Sie wollen sich den ganzen Sermon reinziehen? Download hier.
Freitag, 30. März 2007
Sollte bis zu diesem Datum
Reform oder ein Fall für die Psychiatrie?
Im WDR bespöttelt ein Zungenredner das Inkrafttreten des Gesundheitsmurks zum 1.4.2007: alles wird teurer und die Menschen werden immer verzweifelter. Die Reform sei gar keine Reform, sondern Wahnsinn. Ohnehin könne man die Gesundheit nicht reformieren, allenfalls ruinieren. Wer den ganzen damit zusammenhängenden Wortmüll verdauen wolle, sei schnell ein Fall für die stationäre Psychiatrie. Dort könne man dann den Systemzusammenbruch, der das eigentliche Ziel der Gesundheitsreform sei, erleben.
Na ja, den letzten Satz habe ich etwas verfälscht. Ansonsten kann ich als Fachmann nur zustimmen.
Mittwoch, 28. März 2007
Warum ich nicht mehr arbeite?
In der vergangenen Woche hatten zahlreiche Arztpraxen geschlossen. Hat jemand unsere Beweggründe verstanden?
Sie wollen Zahlen, Daten, Fakten? Ok.
Geißeln niedergelegter Entscheidungen
Ein ernstes Thema: Patientenverfügungen. Heute schon zu wissen, welche Henkersmahlzeit ich in der Stunde meines Todes gerne hätte. Trickig.
Politiker machen daraus witzigerweise Folgendes:
Der SPD-Abgeordnete René Röspel will die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen einschränken und fordert Grenzen für die Selbstbestimmung. Er fürchtet, dass Kranke zu Geißeln ihrer niedergelegten Entscheidungen werden.
Soso. Geißeln. Ehrlich: ich zweifle immer mehr an der Kompetenz unserer Führungselite und komme zu dem Schluß, daß es sich möglicherweise um polymorph perverse Fetischismen handeln könnte.
Dienstag, 27. März 2007
Bundespräsident kassiert Gesundheitsreform
Nicht erschrecken: das darf der gar nicht. Und sooo verfassungswidrig ist das Ganze ja offenbar nun auch wieder nicht. Auch, wenn Frau Ferner anlässlich der Plenardebatte am 2.2.2007 gesagt hat:
Lassen Sie uns dieses Gesetz heute beschließen, und anschließend genau schauen, was drinsteht.
Erst schießen, dann fragen. Oder wie?
Das Ding ist eine Missgeburt. Löst kein einziges Problem, liefert aber einen Haufen neue: mehr Bürokratie, mehr Sparmedizin, mehr Billigpillen und weniger Ärzte.
Freitag, 23. März 2007
Geiselnehmer vor Gericht
Neulich bezeichneten die Gesundheitsministerin und ein "Gesundheitsexperte" Ärzte als "Geiselnehmer". Weder Bundesärztekammer, noch Kassenärztliche Vereinigungen sahen sich veranlaßt, dagegen einzuschreiten. Also mußte die Basis selbst aktiv werden.
Ein Kollege hat Klage eingereicht, weil er der Auffassung ist, mit solchen Vergleichen würden protestierende Bürger mit Schwerverbrechern gleichgesetzt. Darin sieht er eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Die Sache wird heute vor dem Oberlandesgericht erneut verhandelt.
Vermutlich muß er 15.000 Euro dafür bezahlen - Recht zu bekommen wird eben immer teurer.
Allein gegen Ulla Schmidt ::: Südkurier 23.3.2007
Donnerstag, 22. März 2007
Lachbefehl
Normalerweise sind wir in Deutschland unschlagbar, was Befehle angeht. Schießbefehle, zum Beispiel. Die Engländer sind uns jetzt um Lichtjahre voraus geeilt: sie erteilen Ärzten und Krankenschwestern den Lachbefehl. Dann fühlen sich die Patienten gleich viel wohler.
Der NHS ist ein Thema für sich. Staatsmedizin par excellence. Wartezeiten inklusive. Die einzigen, die da noch lachen, sind deutsche Ärzte. Weil die hier nichts mehr zu lachen haben, gehen die am Wochenende zum Lachen nach England.
Dauert nicht mehr lange, dann fliegen wir hier auch lachende Ärzte aus dem Ausland ein. Der NHS und die DDR sind schließlich Vorbilder für unsere Ministerin. Wir lachen dann aber woanders.
Wer rastet, der rostet.
Mittwoch, 21. März 2007
Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen
ist eine sagenumwobene Illusion. In den letzten 30 Jahren jedenfalls hat es keine gegeben, obwohl in diesem Zeitraum die Beitragssätze von 9,5 Prozent auf über 14 Prozent gestiegen sind.
Das ist ist aber kein Ausdruck einer "Explosion der Kosten", sondern hauptsächlich Folge der steigenden und anhaltenden Massenarbeitslosigkeit, sinkender Lohnquoten, Frühverrentungen und einer Verschiebebahnhofspolitik zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung.
Sagt jedenfalls Bert Rürup, Professor für Volkswirtschaft an der Uni Darmstadt. Er sagt auch, ein mit der Alterung der Bevölkerung stufenweise fortschreitendes Wachstum der Ausgaben sei bislang nicht zu beobachten. Da die Beitragsgrundlagen der gesetzlichen Krankenversicherung wegbrechen (sinkendes Rentenniveau, Arbeitslosigkeit, sinkende Lohnquote), kann der resultierende Anstieg der Beitragssätze nicht direkt der demografischen Entwicklung angelastet werden.
Eine zum politischen Selbstzweck erhobene Kostendämpfungspolitik sei daher keine sinnvolle Option.
Was kostet Gesundheit ::: Gesundheit und Gesellschaft 3/07 (pdf 338k)
Montag, 19. März 2007
Ulla Tse-tung
Ist Bundesgesundheitsministerin Schmidt eine intime Kennerin maoistischer Politik? Könnte das mit ihrer Vergangenheit im Kommunistischen Bund Westdeutschlands zusammenhängen? Hat Sie daraus gelernt? Denkt sie immer noch, die ‚freiheitlich-demokratische Grundordnung’ sei nur die Garantie des Privateigentums an den Produktionsmitteln? Geht sie immer noch davon aus, viele Impulse für eine bessere medizinische Versorgung kämen aus dem Osten, weil es in der DDR bereits erfolgreich praktiziert worden ist?
Diese Fragen wurden von Rechtsanwalt Carlos A. Gebauer auf der Veranstaltung der Freien Ärzteschaft am 17. März 2007 in Köln erörtert. Das Ergebnis finden Sie u.a. auf Facharzt.de.
Freitag, 16. März 2007
Ärzte sind doch Deppen
Die Industrialisierung der Medizin nimmt langsam Formen an. Das erleichtert den Konzernen den Markteintritt. Mal sehen:
Hm. Es geht gar nicht um die Behandlung kranker Menschen. Sondern - da haben wir es wieder - um "Gesundheitswirtschaft". Jaja: Gesundheitskasse, Gesundheitskarte, Gesundheitsdaten. Sollte Ihre Gesundheit Sie verlassen, sind Sie kein Objekt der Begierde für die "Gesundheitswirtschaft" mehr und können sehen, wo Sie bleiben. Vielleicht ein bischen IGELn?
Die Margen im Gesundheitsbereich sind deutlich lohnender als in anderen Bereichen. Die medizinindustrielle Revolution frisst ihre kranken Kinder.
Sorry. But it's a Rip-Off.