Neulich fiel unangenehm auf, dass Pharmafirmen Studien, bei denen ihre Medikamente schlecht abschneiden, eher nicht veröffentlichen. Im konkreten Fall ging es dabei um Reboxetin.
Heute war ein Team des WDR bei mir, um mich zu diesem Thema zu interviewen. War ganz schön aufregend, aber ich hoffe, dass ich ein paar Punkte deutlich machen konnte:
Natürlich sollten alle Studien zugänglich sein, nicht nur die verkaufsfördernden.
Natürlich sollte man sich als Arzt oder Patient darauf verlassen können, dass ein neues Medikament nicht nur (besser) wirkt, sondern auch unschädlich ist.
Natürlich weiß ein Arzt, dass Pharmaunternehmen dazu neigen, nur die passenden Verkaufsargumente zu präsentieren.
Natürlich weiß ein Arzt auch, dass die Psychopharmakotherapie ein individueller Entscheidungsprozess ist, der sich in Studien nicht ohne weiteres darstellen lässt.
Und was Reboxetin betrifft:
In der Alltagspraxis wirkt es genau so gut (oder schlecht) wie andere Antidepressiva, nämlich bei zwei Dritteln der Patienten.
Wie andere Antidepressiva auch, kann es einige unangenehme Nebenwirkungen haben.
Der Beitrag wird am Sonntag, 31.10.2010, um 19:30 auf WDR3 ("Westpol") gesendet. Bin gespannt, wie das IQWiG und der Hersteller dabei abschneiden.
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Fernsehtipp: Arbeitet die Pharmaindustrie etwa mit gezinkten Karten?
Dienstag, 26. Oktober 2010
Arbeitshilfe für die Rehabilitation und Teilhabe psychisch kranker und behinderter Menschen
Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) legt unter maßgeblicher Mitarbeit von DGPPN-Mitgliedern eine völlig neu überarbeitete Fassung der „Arbeitshilfe für die Rehabilitation und Teilhabe psychisch kranker und behinderter Menschen“ vor.
Die Handreichung gibt einen Überblick, welche Veränderungen es in den letzten Jahren in der rehabilitativen Versorgung psychisch kranker und behinderter Menschen gegeben hat – insbesondere bedingt durch gesetzliche Regelungen wie der UN-Behindertenrechtskonvention.
Damit möchte die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) den am Rehabilitationsprozess beteiligten Personen Orientierungshilfe unter anderem zu Hilfsangeboten für psychisch kranke Menschen und sozialrechtliche Anspruchsgrundlagen geben. Ein ausführliches Literatur- und Adressenverzeichnis runden die 56-seitige Broschüre ab.
Sonntag, 24. Oktober 2010
Das Damoklesschwert der Kostenerstattung
Es wird wieder scharf gegen die Kostenerstattung geschossen:
Oops. Vertraut Firefox etwa der Verbraucherzentrale nicht mehr?
Neuer Versuch beim Ärzteblatt (geht doch!): "Verbraucherschützer haben vor Nachteilen und Mehrkosten für Patienten durch die geplante Ausweitung von Vorkasse-Tarifen in der gesetzlichen Krankenversicherung gewarnt."
Schon wieder Vorkasse...
Mit einem drastischen Beispiel projizieren die Verbände ihre Urängste auf ihre Kunden:
Eine 68-jährige Frau geht mit Sehstörungen zum Augenarzt. Dort wird ein Glaukom (Grüner Star) diagnostiziert. Da sie sich für Kostenerstattung entschieden hat, erhält sie eine Honorarrechnung. Diese beträgt 409 Euro, denn der Arzt hat nach GOÄ (2,3-fachem Satz) abgerechnet. Ihre Krankenkasse übernimmt davon 72 Euro, so dass sie für den Differenzbetrag von 337 Euro selbst aufkommen muss.
Wie läuft das eigentlich heute?
Eine Frau geht mit Schlafstörungen zum Psychiater. Dort wird eine generalisierte Angststörung diagnostiziert. Da sie im Sachleistungssystem gefangen ist, erhält sie keine Honorarrechnung. Der Psychiater geht in Vorleistung und untersucht und behandelt sie 20 Minuten lang nach EBM, im Wert von 48,03 Euro. Er darf der Kassenärztlichen Vereinigung aber nur 32,90 Euro in Rechnung stellen, weil der Orientierungspunktwert 2009 auf den Wert gesenkt wurde, den die kranken Kassen zu zahlen bereit waren. Fallls der Psychiater sein Regelleistungsvolumen im laufenden Quartal noch nicht erreicht hat, bekommt er diese 32,90 Euro dann tatsächlich (abzüglich Verwaltungspauschale, Notdienstumlage, etc.). Hat er es hingegen erreicht (nach etwa 6 Wochen im Quartal), bekommt er noch Einsfuffzig. Der Arzt muss also in jedem Fall für 15,13 Euro selbst aufkommen, im schlimmsten Fall macht er die Behandlung fast komplett ehrenamtlich. Ob Sie einmal im Quartal in die Praxis kommen, oder 15 Mal, ist dabei völlig unerheblich (ab dem dritten Kontakt gibt's prinzipiell kein Geld mehr). Im Durchschnitt jedenfalls.
Und wie hätte das Ganze nach GOÄ (2,3facher Satz) ausgesehen? Die psychiatrische Untersuchung (801) und die 20-minutige Beratung (806) schlagen mit je 33,52 Euro zu Buche. Macht also 67,04 Euro. Und wenn Sie dann noch neun Mal im Quartal in die Praxis kommen, dann erreichen Sie die 400-Euro-Marke. Ihre Kasse will Ihnen aber nur 32,90 Euro erstatten. Abzüglich Verwaltungsgebühr.
Finden Sie das fair von Ihrer Kasse?
Dienstag, 19. Oktober 2010
Warum machen Olanzapin und andere Atypika so fett?
Weil sie tief in den Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel eingreifen. Schöne Zusammenfassung (in english) hier: The Last Psychiatrist: Why Zyprexa (And Other Atypical Antipsychotics) Make You Fat
Und was können Sie dagegen tun?
Unless you dramatically cut fat out of your diet, the body will still churn through what fat you do eat at the expense of carbohydrate. Better, and easier, to reduce the carb load that lingers in your body (and likely ultimately gets stored.)
Entweder, Sie verzichten bei Ihrer Ernährung völlig auf Fett. Oder Sie schränken die Kohlehydratzufuhr stark ein.
Montag, 18. Oktober 2010
Machen hyperaktive Gene depressiv?
Depression: Genetische Ursache und neuer Therapieansatz - Wissenschaft aktuell
Ein überaktives Gen in Hirnzellen des Hippocampus bewirkt die Blockade eines Signalwegs und könnte die Entwicklung von Depressionen verursachen.
Wenn dann noch deprimierende Umfeldvariablen hinzu kommen, ist es zwangsläufig aus mit der guten Laune.