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Neues vom Sozialgericht

2006 hatte ich wegen der Honorarbescheide des Jahres 2005 gegen die KVNo geklagt und 2010 in erster Instanz verloren. Das zweitinstanzliche Landessozialgericht hatte mich im Herbst 2011 zum Termin am 15.2.2012 geladen. Die Ladung ist jetzt aufgehoben worden, weil die KVNo zunächst die Urteilsbegründung in dem Verfahren, in dem das Bundessozialgericht die Rechtswidrigkeit der Honorarverteilung in den Jahren 2005 bis 2008 festgestellt hatte, abwarten möchte.

Es könnte also wieder Herbst werden, bevor ich erfahre, wie es weiter geht.

Honorar im 3. Quartal 2011

Gegen die Abrechnung des 3. Quartals 2011 habe ich heute fristgerecht Widerspruch bei der KVNo eingelegt. Der Widerspruch richtet sich u.a. gegen die folgenden Abrechnungsdetails.

Ich habe insgesamt 631.670 Punkte abgerechnet. Die Gesamtübersicht vor Prüfung weist aber nur 585.295 Punkte aus. Die Differenz ist nicht plausibel.

Die Leistungen wurden in 17.631 Minuten erbracht. Das entspricht auf der Basis von 0,8609 €/min einem kalkulatorischen Arztlohn von 15.178,53 €. Die Differenz zwischen kalkulatorischem Gesamthonorar und kalkulatorischem Arztlohn, die den Kostenanteil der Praxis darstellt, beträgt 14.385,31 €.

Meine Abrechnung ergibt aber nur einen Arztlohn von 19,02 € in der Stunde oder 0,317 € in der Minute. Das sind lediglich 37% des oben angeführten, angemessenen Arztlohns.

Nehmen Sie brav Ihre Pillen?

Nein? Sie lassen gern schonmal was weg? Demnächst wird man Ihnen mit Hightech auf die Schliche kommen, und Ihre Paranoia wird noch ein bischen realer.

In einem Pilotversuch sollen essbare Mikrochips erprobt werden, die Ihre Angehörigen oder den Pflegedienst (später vielleicht auch Ihre Krankenkasse) alarmieren, wenn Sie Ihre Pillen nicht zuverlässig schlucken. Dazu kommen dann noch "detaillierte Patientendaten", wie etwa das Schlafmuster und körperliche Aktivitäten - "Intimwissen" sozusagen, wenn man den Ausführungen der Marketingexperten Glauben schenkt.

Sind Psychosen neurotoxisch?

Nachdem neulich die Frage, ob Neuroleptika neurotoxisch seien, tendenziell bejaht werden musste, bin ich mal der Frage nachgegangen, ob die Psychose selbst auch neurotoxisch wirkt (also zum Untergang von Nervengewebe führt). Das scheint zwar nicht der Fall zu sein, aber Lern- und Anpassungsprozesse führen durchaus zu nachteiligen Auswirkungen auf die neuronalen Netzwerke:

Medikamente, die den natürlichen Verlauf einer Schizophrenie beeinflussen, haben insofern einen Nutzen, als sie den Patienten schnell wieder mit der realen Welt verbinden. Es ist nicht so sehr die Psychose, die Gehirnzellen abtötet (ausser im Fall eines psychotisch motivierten Suizids), sondern es sind Zeit und Ausmaß des psychotischen Verbindungsabbruches zur Realität, die die Fähigkeit zur Realitätskontrolle vermindern und zur Atrophie der synaptischen Verbindungen führen, die dieser Fähigkeit zugrunde liegen. Antipsychotika wirken diesem Prozess entgegen, indem sie den Patienten wieder mit seiner Umwelt in Verbindung  bringen. Der gesamte Prozess ist ein Lernvorgang, der die synaptische Plastizität verändert, nicht die Zahl der Gehirnzellen.

Schizophrenia in Translation: Is Active Psychosis Neurotoxic? Schizophr Bull (2006) 32 (4): 609-613.

Eine frühzeitige Behandlung der Schizophrenie mit Neuroleptika verbessert die Chancen auf einen milderen Langzeitverlauf. Zuvor stabile Patienten, deren medikamentöse Behandlung unterbrochen wird, und die einen Rückfall erleiden, haben meist größere Probleme, ihr früheres Funktionsniveau wieder zu erreichen.

Neuroleptics and the Natural Course of Schizophrenia. Schizophr Bull (1991) 17 (2): 325-351

Wie toxisch ist Lithium eigentlich?

Lithium toxicity profile: a systematic review and meta-analysis : The Lancet

Eine Behandlung mit Lithium ist mit einem erhöhten Risko für eine verminderte Konzentrationsleistung der Niere, für eine Schilddrüsenunterfunktion, für eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, und für Gewichtszunahme verbunden. Es gibt aber nur wenig Evidenz für eine klinisch relevante Einschränkung der Nierenfunktion, und das Risiko für ein späteres Nierenversagen ist gering. Das Risiko für embryonale Fehlbildungen ist ungeklärt: in der Schwangerschaft sollte eine Risikoabwägung vorgenommen werden, bevor Lithium abgesetzt wird. Wegen der durchgängig beobachteten, hohen Prävalenz für die Entwicklung eines Hyperparathyreoidismus sollte das Serum-Calcium vor und während der Behandlung mit Lithium kontrolliert werden.

Macht Lithium lichtempfindlich?

Wohl nicht (anders als zum Beispiel Johanniskraut):

Effect of chronic lithium on sensitivity to light in male and female bipolar patients
Does Lithium carbonate cause Photosensitivity reaction? A study by eHealthMe.com

Hitze stellt allerdings ein mögliches Problem dar: Wasserverlust durch Schwitzen kann zum Ansteigen des Lithiumspiegels bis in toxische Bereiche führen. Daher bei Hitze ausreichend trinken und Vorsicht in der Sauna.

Alkohol macht süchtig, weil es die Endorphinproduktion stimuliert

Neues vom Belohnungssystem:

Drinking alcohol induced opioid release in the nucleus accumbens and orbitofrontal cortex, areas of the brain implicated in reward valuation.

Die Suchtwirkung geht dabei wohl von spezifischen Bindungsstellen (Mu-Opioid-Rezeptor) aus, so dass weiter entwickelte Opioid-Antagonisten künftig hilfreich bei der Abstinenzbehandlung sein könnten (Naltrexon zwingt gleich das ganze Endorphinsystem in die Knie und wird deshalb gern wieder weggelassen).

J. M. Mitchell, J. P. O’Neil, M. Janabi, S. M. Marks, W. J. Jagust, H. L. Fields, Alcohol Consumption Induces Endogenous Opioid Release in the Human Orbitofrontal Cortex and Nucleus Accumbens. Sci. Transl. Med. 4, 116ra6 (2012).

Sind Neuroleptika neurotoxisch?

Eine aktuelle Studie legt diesen Schluss nahe:

Greater intensity of antipsychotic treatment was associated with indicators of generalized and specific brain tissue reduction.

Oder, auf Deutsch:

Man muss einstweilen vermuten, dass Antipsychotika zwar Positivsymptome unterdrücken, aber die Stimulation anderer Hirnteile, insbesondere des Frontallappens, reduzieren, was strukturell mit einer Volumenminderung einhergeht. Funktionell bedeutet dies aller Wahrscheinlichkeit nach eine Vermehrung von Negativsymptomatik und kognitiven Defiziten, was mit klinischen Erfahrungen korespondiert. Die Autoren empfehlen, solange keine besseren Medikamente verfügbar sind, mit der Dosierung sehr vorsichtig umzugehen und die jeweils niedrigst mögliche Dosis zu verwenden.

Sind Neuroleptika neurotoxisch?
Psychiat Prax 2011; 38(06): 309-310

17.2.2012: Fortbildungsveranstaltung "Kinder psychisch kranker Eltern, Kinder körperlich kranker Eltern"

17.2.2012: Fortbildungsveranstaltung "Kinder psychisch kranker Eltern, Kinder körperlich kranker Eltern" - nur für ÄrztInnen und TherapeutInnen!

Bisher sind spezifische Auffälligkeiten bis hin zu manifesten Störungsbildern bei den Eltern nur ansatzweise in ihrer Wirkung auf die Beziehung zu ihren Kindern gewürdigt worden.

In den letzten Jahren kamen auch die intensiven Auswirkungen chronisch körperlicher und / oder psychosomatischer Erkrankungen der Eltern mit oder ohne lebensbedrohliche Folgen in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Sowohl die Verarbeitung solcher spezifischen Erfahrungen als auch ihr Niederschlag im Bindungs- und Regulationsverhalten der Kinder und Jugendlichen zu ihren primären Bezugspersonen wird durch die beiden Referentinnen im Hinblick auf Prävention und Therapie besprochen.
Wir freuen uns, dass Frau Dr. Haagen und Frau Dr. Plaß uns sowohl durch die Vorträge wie auch in den Arbeitsgruppen an ihrem breiten Erfahrungsschatz und profundem Wissen teilhaben lassen werden. Für die Arbeitsgruppen sind Fallvorstellungen seitens der Teilnehmer ausdrücklich erwünscht.

Veranstalter:
Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Sant' Unione/Herrmann/Kemper

Programm und Einladung als Download