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Wahnsinnswoche 2019:30

In dieser Woche 174 Patientenkontakte und 16 Terminausfälle. Bis Mitte September bin ich ausgebucht. Kurzfristige Folgetermine habe ich also nicht im Angebot.


Medienpfusch um die Klinikstudie der Bertelsmann-Stiftung (deren Vorstand Dr. Brigitte Mohn ist zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der Rhön-Privatkliniken AG).


Ist Gesundheits-Apps und Fitness-Trackern wirklich zu trauen? Hier die Antwort (Video).


Esketamin - nur eines von vielen Medikamenten, die bei schwerer Depression eingesetzt werden können. In Deutschland noch nicht auf dem Markt.


Soulfood: Tove Styrke - Borderline

Wahnsinnswoche 2019:29

In dieser Woche 175 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle. Bis Mitte September bin ich ausgebucht. Kurzfristige Folgetermine habe ich also nicht im Angebot.


Schöne Grüße an Jens "Datenschutz ist was für Gesunde" Spahn (CDU): Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben mit Malware-Befall zu kämpfen: Das komplette Netzwerk ihres Krankenhausverbundes sei von einer Schadsoftware infiziert gewesen.

Einige Insulinpumpen, die über eine drahtlose Schnittstelle mit einer Fernbedienung kommunizieren, sind nicht ausreichend gegen Hackerangriffe gesichert. Tatsächlich soll es immer wieder Todesfälle wegen defekter Insulinpumpen geben. Nach nur zwei Jahren ruft der Hersteller die Geräte jetzt zurück...


Mensch-Maschine-Schnittstellen sind schon in Arbeit. Hoffentlich ohne Malware-Risiko...


Anruf der Apotheke: Venlafaxin XYZ sei nicht lieferbar und man habe ein anderes Präparat abgegeben. Wegen des neuen Arzneimittelliefervertrags seit 1.7.2019 müsse die Praxis darüber informiert werden, weil ich mit meinem Rezept einen so genannten Preisanker gesetzt hätte. Das nenne ich mal eine unbürokratische Arbeitserleichterung. WTF?!?


Online-Spiel zu Fake News: Bad News.


Soulfood: Acid Arab - Gul l’Abi

Wahnsinnswoche 2019:28

In dieser Woche 161 Patientenkontakte und 21 Terminausfälle. Bis Mitte September bin ich ausgebucht. Kurzfristige Folgetermine habe ich also nicht im Angebot. Der Massenandrang der ersten Woche nach dem Urlaub ist gottseidank etwas abgeklungen...


Gucken Sie sich mal den Kiesler-Kreis an. Kann bei schwierigen Begegnungen ganz hilfreich sein. Kontext: chronische Depression (pdf). Und: Wellenreiten für chronisch Depressive.


Der Fresenius-Konzern verlangt Zugriff auf die digitalen Kalender von Ärzten und wittert dabei einen zweistelligen Milliarden-Umsatz. Nein, danke.


Nach einer Umfrage des an internationalem Datenaustausch interessierten Branchenverbandes bitkom würden gern 41% der Patienten per WhatsApp mit dem Arzt kommunizieren. Halte ich angesichts des Datenhungers von WhatsApp bzw. face-"Es gibt keine Privatsphäre"-book nicht wirklich für eine gute Idee... Sie können aber gern über verschlüsselte Mails mit mir kommunizieren.


Mit dem am 10.7.2019 durchgewinkten Schöne-Worte-Gesetz (Digitale-Versorgung-Gesetz - DVG) soll ich bald Apps verschreiben dürfen. Die AOK befürchtet jetzt ein schlimmes Kostenrisiko, während nach Knieps (ex Gesundheitsministerium) die BKKen "zielgenauer beraten und Finanzmittel einsetzen, um passende, digitale Tools zu entwickeln"...


Der Industrielobbyist bvitg möchte unbegrenzten Zugang zu Ihren Daten. Um "marktschädigende Informationsasymmetrien" zu vermeiden befürwortet der bvitg eine "Open-Data-Strategie", die Krankenkassen dazu verpflichtet, auf Basis ausgewerteter Versicherten- und Versorgungsdaten gewonnene Erkenntnisse der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Unternehmen der Gesundheits-IT sollten die Daten anonymisiert verkaufen nutzen können.

Tino Sorge (CDU/CSU) sieht die enge Einbeziehung führender Experten aus Wirtschaft und Forschung als Schlüssel zum Erfolg  -der  Digitalisierung unseres Gesundheitswesens.

Bitte lassen Sie sich schnell digitalisieren, damit sich die im Aufbau befindliche Künstliche Intelligenz Ihrer bemächtigen kann. Ich habe schon angefangen, mir einen Avatar zu basteln, mit dem Sie dann künftig via Blockchain in der Cloud agiles Storytelling mit Scrum-Mastern pflegen können. Fnord!


Soulfood: Camellia vs Akira Complex - Reality Distortion

Wahnsinnswoche 2019:27

In dieser Woche 184 Patientenkontakte und 16 Terminausfälle. Bis September bin ich ausgebucht. Kurzfristige Folgetermine habe ich also nicht im Angebot.


Nach einer Mitteilung der KV Nordrhein haben sich KBV und kranke Kassen auf die TSVG-Vergütungen geeinigt. Ab September werden 17,5 Prozent der Arztgruppenfälle des Vorjahresquartals extrabudgetär vergütet. Die Behandlung neuer Patienten wird ab 1. September ebenfalls extrabudgetär vergütet. Darüber hinaus gibt es extrabudgetäre Zuschläge auf die Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschale, wenn der Behandlungstermin innerhalb bestimmter gestaffelter Zeiträume stattfindet, die zum 1. September geschaffen werden. Auch für die Behandlung von sogenannten TSS-Akutfällen bekommen Ärzte einen extrabudgetären Zuschlag auf die Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschale in Höhe von 50 Prozent.

Näher definiert wurde die Gegenfinanzierung der zukünftig extrabudgetären Leistungen aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung. Diese Bereinigung erfolgt für TSS-Terminfälle, für die Behandlung von Neupatienten und die Regelungen zur offenen Sprechstunde in den Quartalen 4/2019 bis 3/2020. Für den Hausarzt-Vermittlungsfall findet die Bereinigung in den Quartalen 3/2019 bis 2/2020 und für den TSS-Akutfall in den Quartalen 1/2020 bis 4/2020 statt. Die extrabudgetären Zuschläge zum TSS-Termin- und TSS-Akutfall sind von der Bereinigung ausgenommen.

Verstehen Sie das? Ich nicht.

Nach Einschätzung meines Berufsverbandes (BVDN) ist es praktikabler, die wöchentliche Verteilung nicht fest auf ein definiertes Zeitfenster festzulegen. Eine freie Verteilung der offenen Sprechstunden käme dem Tenor des Gesetzes näher, da sich hier die Terminstruktur den Bedürfnissen der Patienten anpassen kann, nicht der Betroffene sich den Strukturen anpassen muss.

Aus Versorgungsgesichtspunkten hat man die große Sorge, dass durch die Regelungen des TSVG finanzielle Anreize geschaffen werden, chronische Patienten weniger intensiv und sorgfältig zu behandeln. Grundsätzlich werden Psychiater bei zunehmendem Versorgungsdruck mehr gezwungen sein, eine konsiliarische Arbeitsweise umzusetzen. Das heisst: ein Patient wird nur einmal gesehen, der Hausarzt bekommt einen Bericht mit einem Behandlungsvorschlag. Vom MDK geforderte fachärztliche Krankschreibungen müssen wir künftig immer mehr ablehnen.

Cave: Wenn es durch die gesetzlichen Regelungen zu einer weiteren Erhöhung der Leistungsmengen in den Praxen kommt, kann dies gleichzeitig auch Auswirkungen auf die Zeitplausibilität haben.


Vorläufig lasse ich die Telematik-Infrastruktur nicht in meine Praxis. Ich hab nämlich keinen Bock auf eine blackbox, die meinen kompletten Internettraffic belauscht, getunnelte Verbindungen zu irgendwelchen Bertelsmann-Servern herstellt und gleichzeitig erhebliche Bedenken bezüglich der Datensicherheit bestehen.

Die Strafzahlungen (1% Honorarabzug im 2. Halbjahr 2019, 2,5% ab 2020) finde ich zwar erpresserisch, nehme ich aber gern in Kauf, zumal ich die laufenden Kosten für Anschluss und Betrieb gegenrechne. Zahl ich halt weniger Steuern ;-)

Unverschämt finde ich aber die Forderung der Kranken Kassen, diese Erpressungsgelder Strafzahlungen auch noch einstreichen zu wollen. Zahlt lieber erst mal vollständig die geleistete Arbeit (womit wir wieder beim ersten Punkt wären - der äußerst unübersichtlichen Bereinigung der Vergütung ab 1.7. wegen des TSVG).

Bedenklich finde ich auch die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens "Datenschutz ist was für Gesunde" Spahn (CDU), ein eigenes Datenschutzgesetz für das Gesundheitswesen einzubringen. Da wird doch hoffentlich nicht der Datenschutz dem Geschäftsmodell angepasst?


Die Deutsche Patientendaten- und -akten-Selbstbestimmungscharta.


Soulfood: [Mathcore] BLANKFIELD - Last Remote