Die Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsionstherapie, EKT) hat antidepressive und antipsychotische Wirkungen. Seit den ersten Behandlungen (Italien, 1938) ist der Wirkmechanismus ungeklärt geblieben.
Die Durchführung wurde in vielerlei Hinsicht modifiziert. Die EKT, bei der durch elektrische Stimulation des Gehirns ein generalisierter epileptischer Anfall ausgelöst wird, erfolgt unter intravenöser Kurznarkose und Muskelrelaxation. Nach sorgfältigen Voruntersuchungen und der Berücksichtigung anästhesiologischer oder internistischer Gegenanzeigen gilt die EKT als sehr sichere Behandlungsform. Persistierende Gedächtnisdefizite wurden nach der früher üblichen bilateralen Applikation von Sinuswellenstrom kasuistisch beschrieben.
Durch die Verwendung von Kurzimpulsstrom, die unilaterale Elektrodenplatzierung und die individuelle Dosierung der Ladung (Voraussetzung: EEG-Monitoring) treten Gedächtnisstörungen nach EKT heutzutage seltener auf, und sie remittieren meist komplett innerhalb von 4 bis 8 Wochen.
Zur Zeit kommt die EKT insbesondere bei PatientInnen mit therapieresistenten, schwergradigen affektiven oder schizophrenen Störungen zum Einsatz. Die perniziöse Katatonie und das maligne neuroleptische Syndrom stellen eine Notfallindikation dar. Für eine suffiziente EKT ist eine Serie von 6 bis 12 Einzelbehandlungen (jeden 2.-3. Tag) notwendig. Die Responserate bei therapieresistenten Depressionen - zu dieser Indikation gibt es die meisten Daten - ist 50 bis 60%. Dies wird durch eine deskriptive Auswertung aller EKT-Behandlungen an der Psychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik Wien, 1994 bis 2000, bestätigt. Ein Bedarf besteht an kontrollierten Studien zur Erhaltungstherapie nach EKT-Serien.
Quelle:
Der Nervenarzt
Abstract Volume 72 Issue 9 (2001) pp 661-676
Einsatz der Elektrokrampftherapie in der Psychiatrie
R. Frey, D. Schreinzer, A. Heiden, S. Kasper
Mittwoch, 21. Januar 2004
Einsatz der Elektrokrampftherapie in der Psychiatrie
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