Das neue Internet-Projekt der DAlzG, der „Alzheimer-Blog“ ging am Welt-Alzheimertag online. Unter www.alzheimerblog.de schreiben Betroffene und Angehörige von Demenzkranken über ihren Alltag und ihre Erfahrungen. Fachleute und Ehrenamtliche erklären, wie sie Betroffene und ihre Familien beraten und unterstützen. Darüber hinaus stellt der Alzheimer-Blog Bücher, Filme und interessante Internetseiten vor. Im Alzheimer-Blog kann jeder, der sich registriert, eigene Beiträge verfassen und andere Beiträge kommentieren.
Dienstag, 7. Oktober 2008
Alzheimer Blog
Sonntag, 17. August 2008
Wer ist nach den Demenzkranken an der Reihe?
Künftig sollen offenbar mehrere tausend Langzeitarbeitslose Demenzkranke in Pflegeheimen betreuen. Die Initiative stammt aus den Häusern des Gesundheitsministeriums und der Bundesagentur für Arbeit. (RP Online 16.8.2008)
Das Ministerium, namentlich Herr Vater, bestätigt das. Das sei in der Gesundheitsreform so festgelegt, mit der Agentur verabredet und soll am 1.9.2008 losgehen. Die Arbeitslosen sollen natürlich nicht in die Pflege (es gebe schließlich 15.000 arbeitslose Pfleger). Man will ihnen nicht näher spezifizierte "Betreuungsaufgaben" zuweisen. Oder sollen sie vielleicht doch "vor allem für die Pflege von Demenzkranken" eingesetzt werden? Freiwillig, selbstverständlich.
Ist Sommerloch? Zu heiss? Warum erinnert mich das an die Sache mit den Überraschungseiern?
Mein lieber Vater! Als Politikwissenschaftler, Journalist und in der Pressestelle des BMG gut versorgt, lässt es sich schön zuweisen. Gehen Sie doch mal mit gutem Beispiel und einem unfreiwilligen, unbezahlten Praktikum in einem Pflegeheim in Ihrer Nähe voran. Dann können Sie anschließend gern ein Buch darüber schreiben.
Pflege und Betreuung von Demenzkranken erfordern ein hohes Maß an Engagement, Fürsorglichkeit, Professionalität und Freiwilligkeit. Jemanden im Schnelldurchlauf zu "qualifizieren" und den Kranken dann als freiwilligen Billiglöhner zuzuweisen, das grenzt schon an Körperverletzung. Auf beiden Seiten.
Nicht, dass ich Langzeitarbeitslosen Engagement und Fürsorglichkeit absprechen wollte. Ich kenne einen, der macht das schon seit Jahren. Freiwillig, fürsorglich und engagiert. Das Amt (heute: die Agentur) will ihm freiwillig nichts dafür bezahlen.
Aber: mit fadenscheinigen Argumenten Kritik als arrogant wegzuwischen, einen neuen Billiglohnsektor zu etablieren, die Arbeitslosenzahlen auf Kosten der Pflegeversicherung zu nach unten manipulieren, die Demenzbetreuung zu deprofessionalisieren und das Ganze als "freiwillige Chance zur Rückkehr ins Berufsleben" zu verbrämen, das hat etwas Anrüchiges. Passt wunderbar zu den Anstregungen Ihrer Behörde, das gesamte Gesundheitssystem unter staatlicher Hilfestellung zu einem profitorientierten Kapitalanlagesystem umzufunktionieren.
Möchte nicht wissen, wer Sie dabei beraten hat.
Und wer ist nach den Demenzkranken an der Reihe?
Mittwoch, 13. August 2008
Etanercept und Alzheimer
Kürzlich gingen Berichte durch die Presse, nach denen die Gabe von Etanercept (ein Antirheumatikum) die kognitiven Fähigkeiten von an Alzheimer erkrankten Menschen schnell verbessern soll.
In einem Einzelfall erhielt ein 81-jähriger Mann eine spinale Injektion des Medikaments, und innerhalb von 10 Minuten verbesserten sich seine kognitiven Leistungen und seine emotionale Verfassung signifikant. (news.medical.net 14.1.2008)
Im Rahmen einer Studie erhielten 15 Patienten über 6 Monate eine perispinale Injektion mit Etanercept. Eine schnelle und anhaltende Besserung der kognitiven Leistungen war die Folge. (Journal of Neuroinflammation 2008, 5:3, Journal of Neuroinflammation 2008, 5:2).
Der Autor o.g. Arbeiten bietet in seinem privaten Institute for Neurological Research in Kalifornien eine off-label-Behandlung an und informiert über den theoretischen Hintergrund. Die Behandlung soll 10-20.000 Dollar kosten.
Natürlich gibt es auch Kritik an dieser neuen Methode. Unter anderem, weil der Forscher seine Forschungsergebnisse sofort in Geld umsetzt, und weil die Ergebnisse bisher noch nicht reproduziert wurden.
Die Alzheimer's Association schreibt dazu (21.7.2008):
This possible treatment strategy is very preliminary. This newly published study is a small one. In addition, one of the lead investigators has stock in the company that produces the drug and has a number of patent positions in the area. All of this strengthens the need for independent confirmation to establish this finding.
Die bestehende Datenlage ist sehr unsicher, zumal auch unter Placebo positive Effekte beobachtet werden. (Dt. Ärzteblatt 30.7.2008)
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat sich bislang noch nicht dazu geäußert. Das Kompetenznetz Demenzen hat die Bearbeitung seiner Internetpräsenz offenbar 2007 eingestellt.
Mein vorläufiges Fazit:
Eine Demenzbehandlung mit Etanercept wäre experimentell und nicht ganz trivial, weil das Medikament peridural gespritzt werden muss. Etanercept ist nicht zur Demenzbehandlung zugelassen, wäre also off-label, womit sich das Risiko für den Arzt bei möglichen Komplikationen massiv erhöht. Und für Patienten wäre es relativ teuer (4 Fertigspritzen à 50 mg kosten immerhin zwischen 1.756 und 1.823 €).
Donnerstag, 3. Januar 2008
Pharmakotherapie frontotemporaler Demenzen
Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz gibt es zur Pharmakotherapie frontotemporaler Demenzen (FTD) bislang kaum systematische Untersuchungen. Neurochemisch wird bei der FTD ein ausgeprägtes serotonerges Defizit angenommen. Dieses bildet die Grundlage für die Behandlung, insbesondere von Verhaltensstörungen, mit serotonergen Antidepressiva.
Bislang sind jedoch nur Paroxetin und Trazodon in Studien der Evidenzklassen I und II untersucht. Die Ergebnisse zu Paroxetin sind uneinheitlich, und bei Trazodon ist ein relativ hohes Nebenwirkungsprofil zu berücksichtigen. Von den Substanzen mit primär antidementivem Ansatzpunkt gibt es bislang lediglich Klasse II-Evidenz für den Einsatz von Rivastigmin auch bei der FTD, wenngleich neurochemisch kein klarer Hinweis auf ein cholinerges Defizit bei dieser Demenzform vorliegt. Zu Memantine gibt es bislang keine publizierten Daten aus kontrollierten Studien für einen Einsatz bei der FTD.
H. Kessler: Pharmakologische Behandlungsansätze bei der frontotemporalen Demenz. Fortschr Neurol Psychiatr 2007; 75: 714-719
Samstag, 8. September 2007
Dem einzelnen Patienten verpflichtet
Angesichts der Regulierung und Rationierung bei der Krankenbehandlung stellen sich immer wieder ethische Fragen in Zusammenhang mit der Behandlung schwerer Krankheiten und im Konflikt zwischen den Prinzipien Individualwohl und Gemeinwohl. So wird zum Beispiel die Verordnung von Antidementiva kontrovers diskutiert (wie auch die Anwendung moderner Neuroleptika).
Die nur schwer zu lösende Frage lautet: Ist es ethisch begründbar, einem Demenzkranken eine alternativlose Behandlung vorzuenthalten, wenn mit den dadurch eingesparten Mitteln andere Kranke effizienter behandelt werden können? Vorenthalten bedeutet in diesem Fall, dass diese Leistung aus der Erstattungspflicht der Krankenkassen herausgenommen würde; denn für viele Demenzkranke ist anzunehmen, dass sie die Behandlung nicht aus eigener Tasche bezahlen können.
Helmchen, Hanfried: Antidementiva in allokationsethischer Perspektive: Dem einzelnen Patienten verpflichtet Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 36 vom 07.09.2007, Seite A-2396
Dienstag, 14. August 2007
Integrative Ansätze bei der Demenzbehandlung
Eine Wuppernetz-Fortbildung
Mittwoch, 29.08.2007
Lindner Golfhotel Juliana
Mollenkotten 195
42279 Wuppertal
18h bis 20h : 4 kurze Vorträge und Diskussion, danach kleiner Imbiss. CME-Zertifizierung: 2 Punkte.
Mittwoch, 24. Mai 2006
Fresh Minder 2
Fresh Minder ist ein Computerprogramm, mit dem Sie ein breites Spektrum Ihrer kognitiven Fähigkeiten auf spielerische Weise und mit viel Spaß trainieren können.
Das Programm eignet sich für
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Konzentrationsstörungen
die Generation "50plus"
und alle, die etwas für ihre geistige Fitness tun möchten
ältere Menschen
zur Vorbeugung von Demenzen
den Einsatz in Klinik und Threapie
z.B. in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall, einer Aphasie, einem Schädel-Hirntrauma, in der Ergotherapie bei Kindern und Erwachsenen, in der Logopädie oder Psychotherapie.
Mehr unter www.freshminder.de
Mittwoch, 4. Januar 2006
Demenz bei Kosten auf Platz 4
Wie die Apotheken Umschau berichtet, kostet die Behandlung von Bluthochdruck die Deutschen unter allen Krankheiten mit mehr als acht Milliarden Euro im Jahr das meiste Geld. Arthosen (Gelenkverschleiß) sind mit 7,2 Milliarden Euro die zweitteuerste Erkrankung. Mit 5,7 Milliarden Euro folgt der Schlaganfall, häufig eine Folgekrankheit des Bluthochdrucks.
Auf Platz vier folgt mit 5,6 Mrd. Euro die Demenz, der Gedächtnisverlust im Alter, gefolgt von Diabetes, Depressionen und Rückenschmerzen.
Quelle:
Pressetext.de 4.1.2006
Montag, 8. November 2004
Ambulante Versorgung von Demenzkranken
Die Anzahl Demenzkranker wird sich von heute einer Million auf über zwei Millionen im Jahr 2020 erhöhen. Damit wird die Demenz zu einer "Volkskrankheit".
Schon 2003 fielen erhebliche Ausgaben der Pflegeversicherung an: in der privaten Pflegepflichtversicherung verursachten Demenzen den Pflegebedarf in Pflegestufe I bei 17 %, in Pflegestufe II bei 23 %, in Pflegestufe III und bei den Härtefällen jeweils bei 36 %. In der gesetzlichen Versicherung liegen die Zahlen bei 14,4 %, 16,9 % und 13,2 % in Pflegestufe I-III.Angehörige tragen etwa 70 % der Last für die Betreuung von Demenzkranken. Zwischen 30 und 50 % der betreuenden Angehörigen erkranken dadurch selbst körperlich oder seelisch.
Umgang mit Demenzkranken
Der Umgang mit Demenzkranken (nicht nur Alzheimerkranken) ist schwierig und fordert viel Kraft, besonders von den betreuenden Angehörigen.
Es gibt zahlreiche, teils durch Studien abgesicherte Angebote, die besonders dann wirksam sind, wenn sie einen engen Bezug zur Alltagssituation haben (Realitäts-Orientierungs-Training, biographische Methoden, Selbst-Erhaltungs-Therapie, Validationstherapie, psychosoziale Interventionen, Einbeziehung der Angehörigen).
Bei einigen Verfahren verringert sich die Häufigkeit von Unruhezuständen und aggressivem Verhalten um 75 % gegenüber dem Behandlungsbeginn; bei den unbehandelten Kranken sind es nur 25 %. Es kommt zu einer Verbesserung der Orientierung, der sozialen Interaktion, der Kommunikation, des kognitiven Leistungsniveaus, und zu depressionsreduzierenden, antriebsausgleichenden und kognitiv stabilisierenden Effekten. Vermeidung von Tätigkeiten, sozialer Rückzug (und damit Verringerung von bestätigenden Erlebnissen) lassen nach. Subjektive Belastung und Depressivität der Angehörigen lassen nach. Diese Effekte sind unabhängig von der verabreichten Medikation und auch in fortgeschrittenen Stadien der Demenz feststellbar.