Der Gemeinsame Bundesausschuss hat im Juni 2006 die Psychotherapie-Richtlinien geändert. Bisher wurde eine alte, wenig differenzierte Beschreibung der Indikationen zur Anwendung von Psychotherapie verwendet. Daher wurde eine redaktionelle Aktualisierung der Beschreibung der Indikationen für die Richtlinien-Psychotherapie für sinnvoll gehalten, die sich jetzt durch die Änderung an der Terminologie des Kapitels F der International Classification of Diseases der WHO (ICD-10) orientiert. Damit ist jedoch weder eine Ausweitung noch eine Eingrenzung der bisher definierten Indikationsbereiche für Psychotherapie verbunden.
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Änderung der Psychotherapie-Richtlinien
Kraepelin und die "Psychische Volkshygiene"
Emil Kraepelin, Freuds psychiatrischer Antipode, wurde 1856 geboren. Einerseits ist seine Bedeutung für die Entwicklung der gesamten modernen Psychiatrie seit etwa 1900 unbestritten, andererseits wird er in der medizingeschichtlichen Diskussion auch häufig als typischer Repräsentant der nationalkonservativen Gelehrtenelite der späten Wilhelminischen Epoche bewertet, deren politische Auffassungen nach dem Ersten Weltkrieg den Zusammenbruch der Weimarer Republik und damit auch den Nationalsozialismus vorbereiteten.
::: Emil Kraepelin (1856–1926): Zwischen klinischen Krankheitsbildern und „psychischer Volkshygiene“::: Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 41 vom 13.10.2006, Seite A-2685
Samstag, 21. Oktober 2006
Risiken antipsychotischer Behandlung bei älteren Menschen
US-amerikanische Psychiater prüften im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie (22 890 Patienten), ob sich die Mortalitätsrisiken älterer Patienten bei Therapie mit konventionellen und atypischen Antipsychotika unterscheiden.
Die Behandlung mit konventionellen Antipsychotika geht im Vergleich zu atypischen Antipsychotika mit einer höheren Sterbewahrscheinlichkeit älterer Menschen einher
Unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wurden die Mortalitätsraten in den beiden Gruppen ausgewertet und das Sterblichkeitsrisiko für verschiedene Zeiträume verglichen.
In den ersten 180 Behandlungstagen starben 17,9% der Patienten unter konventionellen und 14,6% unter atypischen Antipsychotika (p < 0,001). Erstere gingen in allen untersuchten Therapiezeiträumen mit einem signifikant höheren adjustierten Sterblichkeitsrisiko einher als die Therapie mit atypischen Antipsychotika.
Der größte Risikoanstieg erfolgte dabei kurz nach Behandlungsbeginn und bei höheren Dosen der konventionellen Antipsychotika. Unter 100 mit konventionellen statt mit atypischen Antipsychotika behandelten Patienten kam es zu durchschnittlich sieben zusätzlichen Sterbefällen.
Nach diesen Ergebnissen geht die Behandlung mit konventionellen Antipsychotika im Vergleich zu atypischen Antipsychotika mit einer höheren Sterbewahrscheinlichkeit älterer Menschen einher. Sie ist somit zumindest unter den Atypika als Gruppe nicht größer, so die Autoren. Sollten sich diese Resultate in weiteren Untersuchungen bestätigen, erscheint eine Empfehlung nicht sinnvoll, ältere Patienten von atypischen auf konventionelle Antipsychotika umzustellen.
:: Wang PS et al.: Risk of death in elderly users of conventional vs. atypical antipsychotic medications.
NEnglJMed 353(2005) 2335-2341
Freitag, 20. Oktober 2006
Nebenwirkungen moderner Neuroleptika
Atypische Neuroleptika können körperliche Nebenwirkungen verursachen. Eine aktuelle Untersuchung gibt einen Überblick über relevante metabolische, endokrinologische, hämatologische und kardiovaskuläre Wirkungen.
Trotz erheblicher Unterschiede in den Nebenwirkungsprofilen, können insbesondere die metabolischen Risiken derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden. Ein Routine-Monitoring wird vorgeschlagen.
Agelink, M et al: Allgemeinmedizinische Aspekte der Therapie mit Antipsychotika der zweiten Generation
Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 42 vom 20.10.2006, Seite A-2802