Das Bündnis "Stoppt die e-Card" bietet ab sofort auf seiner Homepage die Möglichkeit, die Petition gegen die Einführung der elektronischen "Gesundheitskarte" online zu unterzeichnen. Wir bedanken uns bei Uwe Schulze, der das Script unseren Bedürfnissen angepasst und einen Server dafür zur Verfügung gestellt hat.
Mittwoch, 29. Oktober 2008
Stoppt die e-Card: Petition jetzt online unterschreiben
Regelleistungsvolumen
Der Vizepräsident der Freien Ärzteschaft hat auf facharzt.de zusammengefasst, wie die künftigen Regelleistungsvolumina (RLV) zustande kommen, und wie ihre weitere Entwicklung einzuschätzen ist:
Die Berechnung des RLV
- fachgruppen-/vergleichsgruppenspezifischer kurativer Punktzahldurchschnitt X Punktwert = Fallwert
- Fallwert X anerkannte Fallzahl = kuratives budgetiertes Honorar = RLV der Praxis.
Erläuterungen
- Der Punktwert für 2009 ist auf 3,5001 Cent festgesetzt worden.
- Anerkannte Fallzahl ist die Fallzahl des Vorjahrsquartals. Bei Praxisneugründung wird wahrscheinlich die Durchschnittsfallzahl der Vergleichsgruppe herangezogen, genaueres steht im HVV Ihrer KV.
- Großpraxen mit mehr als 150% der Fallzahlen der Vergleichsgruppe bekommen für die 150% überschreitende Fallzahl nur abgestaffelte Punktmengen zuerkannt für das RLV zuerkannt.
- Oberhalb des RLV abgerechnete Punkte werden mit Mini-Punktwerten vergütet.
Die Regelung, dass immer auf die Fallzahl des Vorjahrs Bezug genommen wird, lässt bei vielen Kollegen Blütenträume reifen. So müsste man ja nur seine Fallzahl steigern, um jedes Jahr mehr Honorar zu generieren ...
Pustekuchen. Wenn das Alle machten, stiege die Gesamt-Fallzahl und damit die Gesamt-Leistungsmenge jährlich um rund 10%. Die von den Kassen an die KV bezahlte budgetierte Gesamtvergütung aber steigt nicht um 10% jährlich. Sondern die bleibt bestenfalls gleich. Oder (wahrscheinlicher) sinkt weiter, wie in den letzten 10 Jahren auch.
Folge: Bei
- gleichbleibender budgetierter Gesamtvergütung
- aber steigenden Fallzahlen und Leistungsmengen in einem KV-Bezirk
- kann nur umgekehrt proportional entweder
- der Punktwert sinken oder
- die anerkannte Punktzahl je Fall.
Und so werden die Honorarverteilungsverträge aussehen, die die KVen mit den Krankenkassen abschließen werden.
Prognose:
So wie die Punktwerte (oder Quoten) in den letzten 10 Jahren für Hausärzte und Fachärzte von Jahr zu Jahr gesunken sind, so wird auch der bundeseinheitliche Orientierungspunktwert (und die von ihm abhängenden regionalen Orientierungspunktwerte) weiterhin von Jahr zu Jahr sinken.
Update bzw. Ergänzung am Rande:
Unter Berücksichtigung der Schätzungskorrektur und der Neufestsetzung der Anpassungsfaktoren, insbesondere für die zusätzlichen Aufwertungen der Leistungen des organisierten Notfalldienstes wird der Orientierungswert für das Jahr 2009 von bisher 3,5058 Cent auf 3,5001 Cent abgesenkt.
Samstag, 25. Oktober 2008
Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der besten der Welt
Sagt die Gesundheitsministerin, die dieses Gesundheitssystem zu verantworten hat. Kann ich verstehen. Sie müsste mit dem Klammerbeutel gepudert sein, würde sie als Verantwortliche etwas anderes behaupten. Dann müsste sie abdanken. Aber das will sie nicht, und ich will das auch nicht. Wer weiß, wer nach ihr käme.
Frau Schmidt will nicht über Rationierung diskutieren. Sie behauptet einfach irgend etwas und möchte lieber an der Effizienz des Systems arbeiten.
Aus durchsichtigen Gründen möchte sie nicht, dass die Verantwortung für das Gesundheitssystem bei der Politik abgeladen wird: man könnte sie nämlich bei den Eiern packen. (Symbolisch, versteht sich.)
Mancher Arzt und mancher Patient hingegen erlebt die - aus politischer Perspektive nicht existente - Rationierung ganz real.
"Medizinische Leistungen würden bereits jetzt wegen Unterfinanzierung versteckt rationiert" sagt Kuno Winn vom Hartmannbund. Ärzte werden bis zum Burn-Out traumatisiert und verfallen dem Suff, gehen ins Ausland oder bringen sich einfach um, so "Ärztepräsident" Hoppe.
Gesundheitsökonom Wasem widerspricht der Ministerin sogar ganz fundamental:
"Ohne jegliche Rationierung wäre überhaupt kein Gesundheitswesen denkbar." Weil im Gesundheitswesen keine reine Marktwirtschaft möglich sei, blieben nur zwei Möglichkeiten: "explizite Rationierung, indem die Gesellschaft nützliche Leistungen aus dem Katalog der GKV herausnehme. Oder implizite Rationierung, bei der ökonomische Anreize die Leistungserbringer zu einer Auswahl bewegten. Wir können nicht ganz auf die implizite Rationierung verzichten."
Das wiederum entfremdet den Leistungserbringer seinem Beruf.
Und wer ist dafür verantwortlich? Wer legt die Rahmenbedingungen fest? Wer koppelt die Finanzierung des Gesundheitswesens an die Lohnnebenkosten? Wer quetscht die "Leistungserbringer" aus wie Zitronen?
Genau. Sie werden also noch von uns hören, Frau Schmidt! Rechtzeitig zum Bundestagswahlkampf.
Sonntag, 12. Oktober 2008
Der Albtraum eines Psychotikers
Ein Kollege zur Regelungswut des Sozialgesetzbuches. Er vertrat die (von mir nicht zu widerlegende) Auffassung, dass der derzeitige Gesetzesirrsinn anmutet wie der Albtraum eines Psychotikers:
So richtig bewußt geworden ist mir das bei den letzten beiden Regressandrohungen, die mir ins Haus flatterten. Computererstellt. Ich hätte "Dopingmittel" verordnet (Originaltext!). Diese seien "nicht erstattungsfähig". Ähhhh....hallo? "Testogel"=Doping"?!? Schon mal was von hypergonadotrophem Hypogonadismus gehört? Naja. Und der Doktor darf dann "Stellung nehmen". Geht ja schnell. Schnell nach Feierabend. Und so. Aber das nur nebenbei, da gibt´s krassere Beispiele haufenweise.
Schmidt fordert Bundes-AOL
Oder doch nicht?
"Bessere Risikoverteilung und eine größere Verhandlungsmacht gegenüber Krankenhäusern, Pharmaindustrie und Ärzten sind die positiven Folgen von Zusammenschlüssen." So sieht Frau Schmidt das. Diesen Teil ihrer Wettbewerbsgedanken hat sie wohl schon wieder verdrängt. Oder erliegt sie nur den Einflüsterungen aus ihrem Ministerium? So richtig begeistert von ihrer Idee sind aber nur wenige.
Was sieht Frau Schmidt nicht?
Dass die Einnahmen der Kassen durch die Finanzkrise bedroht werden.
Dabei könnte schon im ersten Halbjahr 2009 eine kleine Finanzspritze in Milliardenhöhe für den solide kalkulierten, völlig unumstrittenen Gesundheitsfonds nötig werden:
Einer fragt sich, "ob wir da nicht eine erheblich unsichere Flanke haben und spätestens im zweiten Halbjahr 2009 mit den Konsequenzen konfrontiert sein werden." (thx strappato)
Ähnlich sieht das auch ein Krankenkassenvorstand:
"Kein einziger Krankenkassenvorstand kann verlässlich seinen Haushalt kalkulieren. Die Regierung macht die Krankenkassenvorstände in Zeiten, in denen alles von der Banken- und Finanzkrise spricht, zu Spekulanten."
Dann ist ja alles in Butter. Und AOL kann die "Gesundheitskasse" zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen.
Montag, 6. Oktober 2008
Ihr Arzt - Ihr Sklave
Angesichts der desolaten finanziellen Ausstattung vieler Arztpraxen bin ich natürlich auf der Suche nach einer Alternative zum bewährten, aber kurz vor dem Zusammenbruch stehenden GKV-System. Denken Sie nur an den Gesundheitsfonds, den einheitlichen Orientierungspunktwert, oder an das Regelleistungsvolumen. Die werden uns alle noch teuer zu stehen kommen.
Wie wäre es also mit einem Concierge-System?
Dabei zahlen Sie als Patient Ihrem Arzt einen jährlichen Festbetrag von, sagen wir, 1.200 €. Als Gegenleistung erhalten Sie von Ihrem Arzt dafür kurzfristig einen Termin, mit viel Zeit, und ohne bürokratische Hindernisse. Der Arzt kann endlich wieder Arzt sein und muss sich nicht mit starren Budgets herumschlagen.
Ob Sie die 1.200 € von Ihrer Kasse erstattet bekommen, steht in den Sternen. Einen solchen Service kann der Arzt nur einer begrenzten Patientenzahl anbieten - die übrigen stehen im Regen.
Na, was halten Sie davon?
Concierge soll übrigens vom lateinischen "servus" abgeleitet sein. Das heißt "Sklave".