Meine Fresse - ich bin reich! Ich wusste es bislang nur noch nicht. Jetzt kann ich beruhigt weiter arbeiten, zu dem fürstlichen Honorar, das die kranken Kassen offenbar zu zahlen bereit und in der Lage sind.
Erstens soll ich mit Privatpatienten so richtig Kasse machen, ja, mein Einkommen sogar verdoppeln können. Zweitens soll seit 2005 durchschnittlich jeder niedergelassene Arzt sieben Prozent mehr Honorar eingestrichen haben. Da gibt es jetzt aber wirklich nichts mehr zu meckern!
Aber die Ärztelobby jammert einfach weiter. So kurz vor dem Ärztetag muss man als Funktionär einfach mal so richtig Dampf ablassen. KBV-Köhler fordert drittens mal eben 4,5 Milliarden Euro mehr Honorar. BÄK-Hoppe will viertens, dass die Rationierung in der Patientenversorgung endlich öffentlich diskutiert wird. Mehr Kohle will er auch und er droht Proteste an.
In der Presse heisst es dazu: "Ärzte wollen medizinische Leistungen rationieren" (dabei hieß es doch ursprünglich: "Ärzte wollen nicht rationieren").
Hier war offensichtlich wieder das Ministerium für Wahrheit am Werk. Erlauben Sie mir eine Korrektur:
Erstens werden die Leistungen für Kassenpatienten tatsächlich miserabel vergütet (das ist ungefähr so, als würden die Arbeitgeber nur die Hälfte des Tariflohns zahlen) und sind obendrein noch rationiert - im Neusprech heißt das budgetiert. Das vereinbarte Honorar wird einfach nicht gezahlt, aber dafür hafte ich mit meiner Existenz für etwaige Budgetüberschreitungen.
Zweitens stammen die Zahlen für die angeblich so enormen Honorargewinne der niedergelassenen Ärzte direkt aus der Feder des Gesundheitsministeriums. Das hat nämlich die Studie dazu in Auftrag gegeben - publication bias inklusive. Da kann man gleich den Bock zum Gärtner machen.
Wer hat drittens eilfertig dabei geholfen, diese Zahlen zu lancieren? Die Ärztelobby (genannt KBV). Wer einen solchen "Tarifpartner" hat, der braucht keinen Gegner mehr. Zumal dieser "Partner" 4,5 Milliarden Euro fordert. Bei einem Fehlbetrag von jährlich rund 8 Milliarden.
Viertens sollte tatsächlich endlich Klartext gesprochen werden. Schluss mit dem Herumeiern. Dazu wählen wir einen neuen BÄK-Präsidenten oder schaffen den Verein gleich ganz ab, der mit unseren (meinen) Zwangsbeiträgen nur Worthülsen in den Äther bläst.
Und fünftens? An einer Stelle hat die Studie doch tatsächlich Recht:
Am größten waren sie (die Honorareinbußen) bei Psychiatern mit einem Minus von 17 Prozent im Westen.