schreibt Juli Zeh in der Zeit und bezieht sich dabei auf die von der unschuldig tuenden Gesundheitsministerin geplante Aushöhlung der ärztlichen Schweigepflicht, die den Umbau unseres Staates in ein "präventiv denkendes und handelndes Kontrollsystem" begleitet:
Die Regierung hat nicht weniger vor, als das Privateste, Intimste, das uns zu eigen ist, zur Staatssache zu erheben: den menschlichen Körper.
Dabei wird die Idee einer flächendeckenden (von Beitragszahlern finanzierten!) Krankenversicherung in ihr Gegenteil verkehrt. Nicht das Krankenkassensystem schuldet uns Beistand in der Not - sondern wir schulden dem System die unbedingte Aufrechterhaltung unserer Gesundheit! Diese neue, fiktive Bürgerspflicht gibt dem Staat ein Machtinstrument an die Hand, welches auf fatale Weise an Huxleys Brave New World erinnert. "Krankheit" wird potenziell mit "Schuld" identifiziert, und um innerhalb dieses Zusammenhangs die Spreu vom Weizen zu trennen, bedarf es einer perfiden Form von Selektion.
Genau diesem geplanten Umbau gilt es jetzt entgegen zu treten.