Mensch oder Maus?
Warum wirkt Acamprosat (Campral) nicht immer gegen Saufdruck?
Bei der Grundlagenforschung stiess man darauf, dass Mäuse (na ja) mit einer Mutation eines bestimmten Gens dreimal so viel Alkohol tranken wie gesunde Mäuse. Im Gehirn der genetisch veränderten Mäuse lagen hohe Konzentrationen des aktivierenden Botenstoffes Glutamat vor.
Glutamat ist auch im Gehirn alkoholkranker Menschen vermehrt zu finden. Die Studienergebnisse sprechen dafür, dass manche Menschen genau wie die Mäuse von Anfang an relativ viel Glutamat im Gehirn haben. Sie vertragen dann mehr Alkohol und trinken deshalb auch mehr.
Mit dem Medikament Acamprosat lässt sich die Glutamatwirkung im Gehirn abschwächen. Es wird daher zur Behandlung der Alkoholsucht eingesetzt.
Allerdings spricht nur ein Teil der Alkoholiker darauf an. Bei den alkoholkranken Mäusen erzielten die Wissenschaftler mit dem Medikament sehr gute Erfolge: Die Glutamatkonzentration im Gehirn der Tiere sank - parallel dazu normalisierte sich ihr Alkoholkonsum.
Jetzt wird vermutet, dass das Medikament hauptsächlich bei Personen wirkt, deren Glutamatstoffwechsel durch eine Mutation gestört ist. Ein Test, mit dem man möglicherweise vorhersagen kann, wem Acamprosat hilft, ist in Arbeit.
NGFN 5.9.2006
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