eines niedergelassenen Arztes für die Behandlung gesetzlich Versicherter beträgt nach den Berechnungen der KBV 2.328 Euro. Der Netto-Stundenlohn somit 11,94 Euro.
Dienstag, 11. Dezember 2007
Das Netto-Durchschnittseinkommen
Montag, 10. Dezember 2007
EBM2008-Briefing am 7.12.1007 in Hannover
"Lasst alle Hoffnung fahren, die Ihr hier eintretet"
Freitag nachmittag - als Barcode-Arzt für zwei Fortbildungspunkte - im Ärztehaus. Mehr als 200 Menschen, ein Gutteil wird rasch in einen zweiten Hörsaal umquartiert.
Wer sind die alle? Phänotypisch vielleicht: Studenten in Angst um das BAFöG? Arbeitslose bei der Umschulung (EDV-Grundkurs für Hilfsarbeiter)? Dann wird jedoch klar - es sind Ärzte, Vertragsärzte! Persönlich haftende mittelständische Unternehmer, fleißig, hochqualifiziert, getarnt als Kinder! Ohnmächtig, in Schreckstarre.
Die zwei Lügen des Jahres 2006 (Bürokratie-Abbau und Endlich Bezahlung in Euro) in einer häßlichen Zerrspiegelung zur schnöden Wahrheit mutiert: 1.) durch Pauschalierung Abrechnung auf einem Bierdeckel, zwei Ziffern (nun GOPs genannt!) reichen, inklusive einer umfangreichen alltäglichen Dienstanweisung ("fakultativ"). Und: 2.) eine noch schlechtere, durch Punktvolumen-Inflation und IVVerträge geminderte Bezahlung.
"Das wolltet Ihr Deppen doch so, oder?" Zwei Stunden PowerPoint: trostloses Herunterbeten, Mitblättern und Mitschreiben der Tarifbestimmungen. Keine Aussprache. Vereinzelt frustrierter Abgang mit Türenschlagen. Ansonsten: Ärzte sind lieb, brav, stumm, setzen alles um, was man ihnen aufträgt. So wird man verwurstet, solche Gefügigkeit wird niemals belohnt!
Der EBM2008 ist die erneut fortgeschriebene, blanke strukturelle Gewalt. Eine aggressive Handlungsanleitung zum finalen Abbau unserer freiberuflichen, mittelständischen, persönlich verantworteten Berufsausübung. Eine Saftpresse, eine Moulinette, um die verbliebenen Reste von Stolz, Selbstbewußtsein und professionellem ärztlichen Widerstand zu zermörsern und die Praxis-Schächtung, das moralische und ökonomische Ausbluten unserer Betriebe zu vollenden. Denn andernfalls, solange es uns freie Ärzte gibt, werden die Filialketten-Konzerne ja nicht für den Staat investieren wollen…
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AOK-Schweine und andere Monstrositäten
Neulich, in einem anderen Forum (Zitat mit freundlicher Genehmigung des Autors):
Würden Kassenärzte statt Kassenpatienten Hausschweine behandeln, hätten sie 9 mal mehr Einnahmen und keine Regress-Gefahr!
Beispiele:
Leistung Tier Kassenpatient Allgemeine Untersuchung mit Beratung 24 € 7 € Zweite Konsultation pro Erkrankung 20 € 1,25 € Telefonische Beratung 13 € 1,25 € Eilbesuch aus laufender Praxis 47 € 15 € Leber-, Nierenbiopsie 70,50 € 17,50 € Arthroskopie 235 € 35 € Ultraschalluntersuchung 77 € 13 € Gipsverband 94 € 6 € Entfernung der Prostata 529 € 75 € EKG 70 € 2,50 € Die 9mal geringere Honorierung korrespondiert dabei noch mit einer zig-fach vermehrten Verwaltungs- und Büroarbeit und mit einem Existenzrisiko wegen Strafzahlungen an die Kassen.
Offensichtlich besteht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Behandlung von Schweinen anders honoriert wird, als die Behandlung von Menschen (die den Schweinen ja biologisch nicht unähnlich sein sollen).
Nun wird aber das Krankheitsrisiko von Schweinen meines Wissens nicht bei irgend einer Gesundheitskasse umlagefinanziert. Das heisst, dass die Behandlung eines kranken Schweins nicht der Allgemeinheit zur Last fällt, sondern seinem Besitzer. Oder gibt es so etwas wie eine Schweinekrankenzwangsabgabe, um besonders die armen Schweine vor der Bedrohung durch existenzielle Risiken zu schützen?
Also könnte ein Gesundheitsökonom jetzt behaupten, es interessiert doch kein Schwein, ob Tierbehandlungen besser bezahlt werden als Menschenbehandlungen. Erstere fallen unter das persönliche Lebensrisiko, letztere der Allgemeinheit zur Last. Und deswegen müssen letztere auch anders reguliert werden, als der freie Tiermarkt.
Immerhin besteht bei der Menschenbehandlung ja der dringende Tatverdacht auf angebotsinduzierte Nachfrage in Tateinheit mit dem asymmetrischen Arzt-Patientenverhältnis (Stichwort: "Leistungsaufschwätzer"), während der Schweinehüter drei Mal überlegt, bevor er zum Tierarzt rennt (weil er ja selbst bezahlen muss).
Und deswegen gibt es nur eine Lösung:
Weg mit der angebotsinduzierten Nachfrage. Weg mit den falschen Anreizstrukturen im Sachleistungssystem.
Raus aus dem Schweinesystem. Oder rein, ganz wie man's nimmt.
Montag, 3. Dezember 2007
Warten auf Wulff
Zweiter offener Brief der Initiative Regressabwehr Niedersachsen, der Ärztegenossenschaft Nordwest und der Freien Ärzteschaft e.V. an den Ministerpräsidenten von Niedersachsen vom 03.12.2007
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Wulff,
drei ärztliche Organisationen haben Ihnen wegen der versorgungsfeindlichen "Regress"- Verfahren gegen niedersächsische Ärzte am 23.10.2007 einen offenen Brief zugesandt. Dieser wurde darüber hinaus den maßgeblichen politischen Stellen des Landes Niedersachsen, den Körperschaften des Öffentlichen Rechts, der Presse und 12.000 niedergelassenen freiberuflichen Ärzten bekannt gegeben. Ferner wurden unsere Patienten darüber informiert.
Wir warten bisher vergeblich auf Ihre Antwort.
Selbst wenn wir annehmen können, dass Sie Ihre Energie dem gegenwärtigen Landtags- Wahlkampf widmen wollen, kann doch die politische Verantwortung des Ministerpräsidenten währenddessen nicht suspendiert sein, zumal die Regresse in ihren Auswirkungen die Wählerschaft empfindlich treffen und Basis zunehmender sozialer Unzufriedenheit darstellen.
Die Ärzte und ihre Verbände nehmen ihre Verantwortung für die Gesundheit der niedersächsischen Bevölkerung ernst. Die irritierenden "Regress"-Verfahren, für die Ihre Regierung die oberste Verantwortung trägt, stören bei der Erfüllung unserer Aufgaben nachhaltig und untergraben das Vertrauen in die zuständigen Institutionen des Gesundheitswesens.
Deshalb erlauben Sie uns, Sie heute an unseren Brief zu erinnern und Sie um eine umgehende persönliche öffentliche Antwort zu bitten. Mit einem Bescheid einer nachgeordneten Stelle können wir uns auf keinen Fall zufrieden geben.
Wir sind entschlossen, in unserem Eintreten für diese legitime und essenzielle Angelegenheit nicht nachzulassen. Dies ist unsere gemeinsame Pflicht vor dem Hintergrund des Erhalts einer funktionierenden patientenorientierten wohnortnahen Versorgung.
Wir fordern Sie nochmals auf: Nehmen Sie im Interesse der kranken Menschen, ihrer Ärzte und des Vertrauens der Bürger in ein gerechtes und verfassungstreues Land Niedersachsen Ihre Verantwortung wahr und beenden Sie die Existenz bedrohenden Regresse!
Mit freundlichen Grüßen
Freie Ärzteschaft e.V. Bergstraße 14, 40699 Erkrath, Tel.: 02104 1385975, Fax: 02104 449732
Ansprechpartner für die Presse: Wieland Dietrich, Essen, Freie Ärzteschaft Tel.: 0173 5370708
mail@freie-aerzteschaft.de
Der praktische Arzt beutet sich selber aus
Die Südwestpresse lässt die Verantwortlichen im Gesundheitswesen aufhorchen. Sie berichtet:
Ein Arzt schreibt an seine Patienten: "Leider bin ich nicht in der Lage, Sie zu untersuchen." Einen Monat vor Quartalsende ist sein Budget aufgebraucht.
Er verweist auf die Krankenkassen und die kassenärztliche Vereinigung. Diese hätten das Budget derart gekürzt, dass nur noch eine bestimmte Anzahl von Untersuchungen bezahlt würden. Was darüber hinausgehe, werde nicht vergütet. Dann bekomme er nicht einmal die Material- und Gerätekosten ersetzt.
Gerade darin jedoch unterscheide sich ein Radiologe von "normalen" Medizinern, die freilich unter ähnlichem Druck leiden. Nur: "Der praktische Arzt beutet sich selber aus", sagt der Radiologe, der sich außerstande sieht, noch länger nur Gerätekosten zu produzieren.